Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

591 
Geschmack des Meerwassers. 
Büffon giebt das Wasser der Oberfläche für salziger 
aus, als das in der Tiefe. Der Grund dieser Behauptung ist 
nicht angegeben, so viel aber doch gewiß, daß die Salzbe 
reiter am mittelländischen Meere sich des obern Wassers be 
dienen, welches bei der höchsten Fluth in die Sümpfe gelas 
sen wird, um solches abdampfen und in Kristallen anschie 
ßen zu lassen. 
Die Beschaffenheit des Grundes und Bodens trägt auch 
zu der mehrern oder mindern Salzigkeit des Meerwassers 
bei. Seichte Stellen dünsten stärker aus, als tiefe, weil sie 
bis auf den Boden erwärmt werden, und müssen daher sal 
ziger seyn. So ist nach Bergmann *) bei Carlscrona z. 
B. das Wasser auf flächerem Grunde beträchtlich wärmer, 
als auf dem tiefern Boden, und dies ist vielleicht die Ursach, 
daß in dem Meerbusen von Californien die Salzigkeit gegen 
das Land bei verminderter Tiefe zunimmt. Mancherlei 
Umstände können auch bewirken, daß der Salzgehalt des 
Meerwassers an einem und demselben Orte nicht zu allen 
Zeiten gleich ist. Hierzu tragen Jahreszeit und Witterung 
bei. An der Küste von Cumberland bekommt man nach ei 
ner starken Dürre 1, und nach einem Regen nur 1 Salz, 
und bei Malabar wird das Meerwasser zur Regenzeit bis 
weilen trinkbar, vielleicht durch wirkliche Verdünnung, oder 
dadurch, daß das süße Wasser die obere Fläche bedeckt. 
Stürme rühren das Meer bis zu einer gewissen Tiefe 
auf, und mischen mehr oder weniger das ungleich gesalzene 
Wasser. In Island soll, nach Olafsens Bericht, das 
Wasser während der Ebbe salziger seyn, als zur Zeit der 
Fluth, welches sich in dem Bothnischen Meerbusen umge 
kehrt verhält, so daß der gemeine Mann von der Zunahme 
des Salzgeschmacks auf die Annäherung der Fluth schließt *). 
1) Pb. Erdb. 1 Th. S. 365. 
2) Bergmann a. a. D. S. 362. f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer