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Geschmack des Meerwassers.
Büffon giebt das Wasser der Oberfläche für salziger
aus, als das in der Tiefe. Der Grund dieser Behauptung ist
nicht angegeben, so viel aber doch gewiß, daß die Salzbe
reiter am mittelländischen Meere sich des obern Wassers be
dienen, welches bei der höchsten Fluth in die Sümpfe gelas
sen wird, um solches abdampfen und in Kristallen anschie
ßen zu lassen.
Die Beschaffenheit des Grundes und Bodens trägt auch
zu der mehrern oder mindern Salzigkeit des Meerwassers
bei. Seichte Stellen dünsten stärker aus, als tiefe, weil sie
bis auf den Boden erwärmt werden, und müssen daher sal
ziger seyn. So ist nach Bergmann *) bei Carlscrona z.
B. das Wasser auf flächerem Grunde beträchtlich wärmer,
als auf dem tiefern Boden, und dies ist vielleicht die Ursach,
daß in dem Meerbusen von Californien die Salzigkeit gegen
das Land bei verminderter Tiefe zunimmt. Mancherlei
Umstände können auch bewirken, daß der Salzgehalt des
Meerwassers an einem und demselben Orte nicht zu allen
Zeiten gleich ist. Hierzu tragen Jahreszeit und Witterung
bei. An der Küste von Cumberland bekommt man nach ei
ner starken Dürre 1, und nach einem Regen nur 1 Salz,
und bei Malabar wird das Meerwasser zur Regenzeit bis
weilen trinkbar, vielleicht durch wirkliche Verdünnung, oder
dadurch, daß das süße Wasser die obere Fläche bedeckt.
Stürme rühren das Meer bis zu einer gewissen Tiefe
auf, und mischen mehr oder weniger das ungleich gesalzene
Wasser. In Island soll, nach Olafsens Bericht, das
Wasser während der Ebbe salziger seyn, als zur Zeit der
Fluth, welches sich in dem Bothnischen Meerbusen umge
kehrt verhält, so daß der gemeine Mann von der Zunahme
des Salzgeschmacks auf die Annäherung der Fluth schließt *).
1) Pb. Erdb. 1 Th. S. 365.
2) Bergmann a. a. D. S. 362. f.