Erste Abth. Das Wasser überhaupt.
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sungs-Systems bekannt ist, und an le Roi *) und
Hube 2) ihre Hauptvertheidiger gefunden hat. Sie neh
men an, daß die Luft von der Oberfläche des Wassers Theile
auflöse und in sich aufnehme; daß diese Ziehkraft der Luft ge
gegen das Wasser immer mehr abnehme, je mehr sich die
Luft mit Dünsten anfülle, daß sie nur eine bestimmte Menge
davon aufnehmen könne, und, wenn solches geschehen, damit
gesättiget sey. Dieser Sättigungspunkt richte sich nun nach
den verschiedenen Temperaturen, indem eine warme Luft
mehr aufzulösen vermöge, als eine kalte. In einer Luft, wel
che in der Wärme mit Wasser gesättigt worden, schlage sich
dieses beim Erkalten daraus nieder, und werde bei steigender
Temperatur wieder aufgelöset.
In beiden Systemen erscheint die Ausdünstung als eine
Auflösung, oder, welches einerlei ist, als eine Verbindung des
Wassers mit einem Stoffe. Nur über den Stoff, womit
dusselbe sich zunächst vereinigt, sind die Meinungen getheilt.
Er ist in dem Auflösungssysteme die Luft, und nach der Ver
dampfungs Theorie die Materie der Wärme.
An das Auflösungs=System schließt sich die Theorie des
Saussure an. Ob sie gleich keine Ausdünstung ohne Ver
dampfang, d. i. ohne Auflösung des Wässers in Wärmestoff
zugiebt, so läßt sie doch den Dampf sich nachher in der Luft
auflösen, und den so genannten elastischen Dampf bilden, so
daß das Wasser in der Luft, durch den Wärmestoff, wenig
stens als Zwischenmittel, aufgelöset wird.
Andere stellen sich den Ausdünstungs=Proceß ungefähr
auf die Art vor, als ein Stückchen Eis in lauem Wasser
nach und nach verschwindet. Hier könnte man sagen, das
Eis werde in Wasser aufgelöset: allein es wird eigentlich in
1) Mem. de l'Acad. à Par. 1751. p. 48.
s) Ueber die Ausdünstung und ihre Wirkung in der Armosphäre. Leipzig,
1780. 8.