Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Erste Abth. Das Wasser überhaupt. 
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sungs-Systems bekannt ist, und an le Roi *) und 
Hube 2) ihre Hauptvertheidiger gefunden hat. Sie neh 
men an, daß die Luft von der Oberfläche des Wassers Theile 
auflöse und in sich aufnehme; daß diese Ziehkraft der Luft ge 
gegen das Wasser immer mehr abnehme, je mehr sich die 
Luft mit Dünsten anfülle, daß sie nur eine bestimmte Menge 
davon aufnehmen könne, und, wenn solches geschehen, damit 
gesättiget sey. Dieser Sättigungspunkt richte sich nun nach 
den verschiedenen Temperaturen, indem eine warme Luft 
mehr aufzulösen vermöge, als eine kalte. In einer Luft, wel 
che in der Wärme mit Wasser gesättigt worden, schlage sich 
dieses beim Erkalten daraus nieder, und werde bei steigender 
Temperatur wieder aufgelöset. 
In beiden Systemen erscheint die Ausdünstung als eine 
Auflösung, oder, welches einerlei ist, als eine Verbindung des 
Wassers mit einem Stoffe. Nur über den Stoff, womit 
dusselbe sich zunächst vereinigt, sind die Meinungen getheilt. 
Er ist in dem Auflösungssysteme die Luft, und nach der Ver 
dampfungs Theorie die Materie der Wärme. 
An das Auflösungs=System schließt sich die Theorie des 
Saussure an. Ob sie gleich keine Ausdünstung ohne Ver 
dampfang, d. i. ohne Auflösung des Wässers in Wärmestoff 
zugiebt, so läßt sie doch den Dampf sich nachher in der Luft 
auflösen, und den so genannten elastischen Dampf bilden, so 
daß das Wasser in der Luft, durch den Wärmestoff, wenig 
stens als Zwischenmittel, aufgelöset wird. 
Andere stellen sich den Ausdünstungs=Proceß ungefähr 
auf die Art vor, als ein Stückchen Eis in lauem Wasser 
nach und nach verschwindet. Hier könnte man sagen, das 
Eis werde in Wasser aufgelöset: allein es wird eigentlich in 
1) Mem. de l'Acad. à Par. 1751. p. 48. 
s) Ueber die Ausdünstung und ihre Wirkung in der Armosphäre. Leipzig, 
1780. 8.
	        
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