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Erste Abth. Das Wasser überhaupt.
bender Zustand des Wassers angesehen werden kann. Wenn
das Wasser einem Grade der Hitze ausgesetzt wird, welcher
die Glühhitze übersteigt, wenn es z. B. mit geschmolzenem
Eisen in Berührung kommt, wird es wieder im höchsten
Grade flüchtig und elastisch.
Die Ausdünstung ist der unmerkliche Uebergang der
Theile des Wassers in die Luft. Sie werden in die Zwischen
räume der letzteren aufgenommen, und gehen mit ihr eine
innige Verbindung ein, wie die völlige Durchsichtigkeit einer
mit Dünsten geschwängerten Luft, das Verschwinden dersel
ben durch die Wärme, und ihr plötzliches Erscheinen in sicht
barer Gestalt durch die Kälte, bezeugen.
Die Ausdünstung scheint zwar eine von der Verdamp
fung ganz verschiedene Operation der Natur zu seyn: sie ist
aber in der That nichts anders, als eine wirkliche Verdamp
fung, welche bei der bloßen Temperatur der Atmosphäre, also
bei einer Temperatur unter dem Siedpunkte vor sich geht.
Da hier eine geringere Menge Wärmestoff vorhanden ist, wel
cher durch seine Verbindung mit dem Wasser dieses dunstför
mig macht, so erfolgt auch die Verdampfung hier langsamer
und schwächer. Schon der geringste Grad von Wärme ist
aber vermögend Wassertheilchen loszureissen, und mit sich
fortzuführen, und in den Körpern ist allezeit, und selbst in
den strengsten Wintern, Wärmestoff genug vorhanden, um
Ausdünstungen hervorzubringen. Auf diese Weise trocknen
Körper, welche mit Wasser befeuchtet sind, allmählig aus,
d. i. sie verlieren das mit ihnen vermengte Wasser durch die
Ausdünstung. Bei der Ausdünstung geschieht die Verdamp
fung an der Oberfläche: beim Sieden aber auch im Innern
der Flüssigkeit.
Andere Naturforscher halten die Ausdünstung für
eine chemische Auflösung des Wassers in der Luft: eine
Vorstellungsart, welche unter dem Namen des Auflö¬