Fünfte Abth. Zweiter Abschnitt.
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Unebenheiten dieser Art trifft man in der Nachbarschaft des
festen Landes und in den kleineren Meeren zwischen dem
selben an, wo es bald geringe Tiefen, bald jähe und große
Abgründe giebt. Mitten auf dem hohen Meere ist in der
Regel der Boden mehr stufenweise abhängig, und die Tiefen
nehmen nach dem Verhältniß der horizontalen Distanzen or
dentlich zu und ab.
Wir haben von der Verschiedenheit der Meerestiefen in
einem geringen Bezirke auffallende Beispiele. So fand man
in dem Brittischen Kanale an einer Stelle, in einem Ab
stande von zwei Schiffslängen, an einem Orte eine Tiefe
von dreißig, und an einem andern Orte von mehr als hun
dert Faden 1). So berichtet Herbinius 2), daß in dem
Rothnischen Meerbusen bei der Insel Laland der Grund
des Meeres so uneben sey, daß man an einer Stelle kei
nen Grund finde, dahingegen eine andere nahe dabei gelege
ne nur zehen Fuß Tiefe habe. In dem Grunde bei Bred
fiörd in Island, welcher ebenfalls sehr ungleich ist, bemerkt
man besonders eine lange Vertiefung, die aus dem hohen
Meere in die Mitte des Golfs hinein läuft. Anstatt daß die
Tiefe des Wassers da, wo die Schiffsboote liegen, sagt
Olafsen 3), nicht leicht über zwanzig, dreißig und vierzig
Faden ist, so findet man am Rande dieser Stelle über 160
Faden, und in der Mitte gar keinen Grund. Gegenden
dieser Art giebt es um dem Vorgebirge der guten Hoffnung
und bei Zeilon. Wie oft hat es sich nicht zugetragen, daß
Schiffer in Gegenden, wo man es am wenigsten vermuthe
te, auf dem Sande sitzen geblieben sind, da doch nahe dabei
kein Grund anzutreffen war?
Diese Ungleichheit des Bodens im Meere gilt fast von
1) Boyle de fundo maris. Sect. f.
2) In tract. de admirandis mundi cataractis.
8) Reise. 1 Th. G. 201.