Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Bewegung des Flußwassers. 
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Zug des Wassers am stärksten, obgleich das Gesenke des 
Bodens unbedeutend wird. Castelli merkt an, daß die 
Dämme, welche man bei Ferrara aufgeführt hat, um den 
Postrom in seinen Schranken zu halten, gegen das Meer 
zu immer niedriger werden: denn dort, etwa fünfzig Meilen 
vom Meere, sind sie wohl an zwanzig Fuß höher, als der 
Wasserspiegel, weiter unten aber, etwa fünf bis sechs Mei 
len von der Mündung, scheinen sie noch nicht zwölf Fuß 
Höhe zu haben, obgleich die Breite des Flusses einer 
lei ist ). 
Ein bevorstehendes starkes Anschwellen des Wassers in 
den Flüssen wollen die Schiffer aus einer besondern Bewe 
gung des Wassers ziemlich lange vorher verspüren. Sie sa 
gen alsdann: der Fluß bewege sich im Grunde, welches so 
viel heißt, das Wasser fängt an auf dem Boden des Flus 
ses ungewöhnlich schnell zu laufen, und hieraus schließen sie 
allezeit auf einen plötzlichen Anwachs des Wassers. Wenn 
also gleich das zuströmende obere Wasser noch nicht ange 
langt ist, so äußern dennoch die Bewegung und das Ge 
wicht desselben schon ihre Wirkung auf die unteren Theile 
des Wassers im Flusse, und theilen ihm die verstärkte Be 
wegung mit. 
Wenn das Wasser der Flüsse sich in einem kreisförmigen 
Laufe, oder um einen Mittelpunkt bewegt, so nennt man 
diese Erscheinung Wirbel. Sie werden entweder durch 
eine lebendige oder todte Kraft erzeugt. Zu der erstern 
rechnet man z. B. die Gewalt des Meerwassers, welches 
sich dem Wasser des Stroms nicht bloß als ein Hinderniß, 
sondern als eine Kraft entgegen setzt, die sich in einer hefti 
gen, dem Laufe des Flusses entgegen wirkenden, Bewegung 
äußert. Je heftiger das Wasser des Meeres fluthet, desto 
beträchtlicher erscheinen diese Wirbel, welche auch um so 
*) Castelli Racolta d'autori, che crattano del moto delle aque. 
Vol. s. p. 193.
	        
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