Bewegung des Flußwassers.
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Zug des Wassers am stärksten, obgleich das Gesenke des
Bodens unbedeutend wird. Castelli merkt an, daß die
Dämme, welche man bei Ferrara aufgeführt hat, um den
Postrom in seinen Schranken zu halten, gegen das Meer
zu immer niedriger werden: denn dort, etwa fünfzig Meilen
vom Meere, sind sie wohl an zwanzig Fuß höher, als der
Wasserspiegel, weiter unten aber, etwa fünf bis sechs Mei
len von der Mündung, scheinen sie noch nicht zwölf Fuß
Höhe zu haben, obgleich die Breite des Flusses einer
lei ist ).
Ein bevorstehendes starkes Anschwellen des Wassers in
den Flüssen wollen die Schiffer aus einer besondern Bewe
gung des Wassers ziemlich lange vorher verspüren. Sie sa
gen alsdann: der Fluß bewege sich im Grunde, welches so
viel heißt, das Wasser fängt an auf dem Boden des Flus
ses ungewöhnlich schnell zu laufen, und hieraus schließen sie
allezeit auf einen plötzlichen Anwachs des Wassers. Wenn
also gleich das zuströmende obere Wasser noch nicht ange
langt ist, so äußern dennoch die Bewegung und das Ge
wicht desselben schon ihre Wirkung auf die unteren Theile
des Wassers im Flusse, und theilen ihm die verstärkte Be
wegung mit.
Wenn das Wasser der Flüsse sich in einem kreisförmigen
Laufe, oder um einen Mittelpunkt bewegt, so nennt man
diese Erscheinung Wirbel. Sie werden entweder durch
eine lebendige oder todte Kraft erzeugt. Zu der erstern
rechnet man z. B. die Gewalt des Meerwassers, welches
sich dem Wasser des Stroms nicht bloß als ein Hinderniß,
sondern als eine Kraft entgegen setzt, die sich in einer hefti
gen, dem Laufe des Flusses entgegen wirkenden, Bewegung
äußert. Je heftiger das Wasser des Meeres fluthet, desto
beträchtlicher erscheinen diese Wirbel, welche auch um so
*) Castelli Racolta d'autori, che crattano del moto delle aque.
Vol. s. p. 193.