Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

Von den Betten der Flüsse. 
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welcher von dem auf der linken Seite abgeschnitten zu seyn 
scheint *). Ohne Zweifel sind in den hohen Gegenden Süd 
amerika's, die Quebrada's, oder Oeffnungen in dem Boden 
zwischen ungeheuren Felsenmassen, durch das Reiben und Ab 
spülen, welches der schnelle Zug des Wassers verursacht hat, 
hervorgebracht worden. Diese Räume zwischen zweien an 
beiden Seiten befindlichen Ebenen sind zum Theil so groß, 
daß sie oben im Freien zwei und mehrere Meilen breit sind. 
Je tiefer sie gehen, je mehr verengen sie sich, und ganz un 
ten strömen die Flüsse, wo sie ihr Bette in der Mitte ha 
ben. Die Windungen und Krümmungen, in welchen sie 
laufen, gleichen denen vollkommen, welche die Höhen auf 
beiden Seiten haben, und die Uebereinstimmung ist so groß, 
daß wenn beide Seiten sich vereinigten, sie auf das genaueste 
in einander einpassen, und einen ebenen und ununterbroche 
nen Boden ausmachen würden, so daß nicht die mindeste 
Oeffnung übrig bliebe. Diese Flüsse setzen ihren Lauf, durch 
solche von Bergen eingeschlossene Schluchten beständig fort, 
bis sie in dem niedrigsten Lande heraus kommen, und in 
einem flachen Bette dem Meere zueilen. Besonders merk 
würdig ist der kleine Fluß Chapplancas. Dieser läuft eine 
halbe Meile weit in einer Schlucht, welche in dem lebendi 
gen Felsen mit einer solchen Genauigkeit eingehauen zu 
seyn scheint, daß die auf der einen Seite herausstehenden, 
und auf der andern eintretenden Ungleichheiten vollkommen 
auf einander passen 2). 
Die Betten der Flüsse liegen tiefer als das Land zu bei 
den Seiten; indessen giebt es doch hiebei nicht selten Aus 
nahmen. Wenn nemlich die Ufer eines Flusses, irgend in 
einer Gegend von der Beschaffenheit sind, daß sein Wasser 
1) Opuscoli sulle scienze e sulle arte. Tom. IV. p. 293. 
*) Ulioa physikal. und histor. Nachrichten vom südlichen und nordöstlichen 
Amerika. a. d. Spanisch. v. Dieze. Leipz. 1781. 8. S. 23.
	        
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