Full text: Otto, Johann Friedrich Wilhelm: System einer allgemeinen Hydrographie des Erdbodens

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Dritte Abth. Zweiter Abschnitt. 
Richtungen überall folgen sehen, ohne von denselben abzu 
weichen, bis etwa auf der entgegengesetzten Seite wieder an 
dere Hügel vorkommen, deren Abschüssigkeit beträchtlich ge 
nug ist, die niedrigste Stelle des Erdreichs weiter von dem 
stark abschüssigen Hügel zu entfernen. 
Die Flüsse ebenen den Boden, worauf sie fortgehen, 
wenn sich darauf Ungleichheiten befinden. Denn, wenn der 
selbe eine starke und gleich darauf eine sehr geringe Abschüs 
sigkeit hat, so muß der Strom, der immer desto schneller 
fortgeht, je größer sein Fall ist, an jener Stelle sich ge 
schwinder, und an dieser langsamer bewegen. Er reißt also 
dort immer Erde mit sich fort, und setzt sie hier wieder ab. 
So wird der höhere Theil des Bodens immer niedriger, 
und der niedrige immer höher: die Ungleichheit des Bodens 
verschwindet dann zuletzt, und das Wasser bewegt sich gleich 
förmiger. 
Auf diese Weise haben nun die Flüsse unfehlbar allent 
halben, wo sie über Sand und Erde fortgingen, alle Hin 
dernisse weggeschafft, die ihrem gleichförmigen Laufe entge 
gen standen; aber auf einem felsigen Boden vermogten sie 
solches nicht, weil der Stoß des Wassers zu schwach war, 
die Felsen zu zerreißen: daher findet man an diesen Orten 
theils Wasserfälle, theils Stromschnellen. 
Indessen scheint es doch, daß reißende Ströme sich an 
manchen Stellen durch harte Felsenmassen Pässe, mittelst 
Durchbruchs oder Durchspülung, bereitet haben ). Pini 
führt das Beispiel des Flusses Ticino an, welcher durch zwei 
enge Pässe läuft. An den beiden Seiten des ersten stehen 
zwei senkrecht abgeschnittene Wände eines nemlichen Berges, 
welche beide vollkommen mit einander übereinstimmen. Bei 
dem zweiten steht zur rechten des Flusses ein kleiner Berg, 
) Durchspülung ist eine allmählige, Durchbruch hingegen eine 
plößzlich ausgeübte Wassergewalt. Jenen Gang wählt die Natur 
häufiger als diesen.
	        
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