156
Dritte Abth. Zweiter Abschnitt.
Richtungen überall folgen sehen, ohne von denselben abzu
weichen, bis etwa auf der entgegengesetzten Seite wieder an
dere Hügel vorkommen, deren Abschüssigkeit beträchtlich ge
nug ist, die niedrigste Stelle des Erdreichs weiter von dem
stark abschüssigen Hügel zu entfernen.
Die Flüsse ebenen den Boden, worauf sie fortgehen,
wenn sich darauf Ungleichheiten befinden. Denn, wenn der
selbe eine starke und gleich darauf eine sehr geringe Abschüs
sigkeit hat, so muß der Strom, der immer desto schneller
fortgeht, je größer sein Fall ist, an jener Stelle sich ge
schwinder, und an dieser langsamer bewegen. Er reißt also
dort immer Erde mit sich fort, und setzt sie hier wieder ab.
So wird der höhere Theil des Bodens immer niedriger,
und der niedrige immer höher: die Ungleichheit des Bodens
verschwindet dann zuletzt, und das Wasser bewegt sich gleich
förmiger.
Auf diese Weise haben nun die Flüsse unfehlbar allent
halben, wo sie über Sand und Erde fortgingen, alle Hin
dernisse weggeschafft, die ihrem gleichförmigen Laufe entge
gen standen; aber auf einem felsigen Boden vermogten sie
solches nicht, weil der Stoß des Wassers zu schwach war,
die Felsen zu zerreißen: daher findet man an diesen Orten
theils Wasserfälle, theils Stromschnellen.
Indessen scheint es doch, daß reißende Ströme sich an
manchen Stellen durch harte Felsenmassen Pässe, mittelst
Durchbruchs oder Durchspülung, bereitet haben ). Pini
führt das Beispiel des Flusses Ticino an, welcher durch zwei
enge Pässe läuft. An den beiden Seiten des ersten stehen
zwei senkrecht abgeschnittene Wände eines nemlichen Berges,
welche beide vollkommen mit einander übereinstimmen. Bei
dem zweiten steht zur rechten des Flusses ein kleiner Berg,
) Durchspülung ist eine allmählige, Durchbruch hingegen eine
plößzlich ausgeübte Wassergewalt. Jenen Gang wählt die Natur
häufiger als diesen.