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allerdings Einbusse erleiden, denn ihr werdet fortan nicht
mehr die Grossen des Landes sein. Aber beruhigt euch;
es giebt ja viele Länder, wo es solche nicht mehr giebt
und sie bestehen doch; jedoch abgesehen davon — ohne die
grössten Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten selbst gegen
euer eigenes Fleisch und Blut wäre euer Rang und Stand
und die Integrität eures Besitzes doch nicht länger aufrecht
zu erhalten gewesen. Allein auch nach anderer Hinsicht
könnt ihr euch beruhigen; ihr werdet an Rang und Stand
gewiss nicht verlieren. Es giebt absolut keinen höheren
Rang und Stand als der, ein guter, ehrenhafter Mensch und
treuer, wohlmeinender Bürger und Bruder zu sein. Ihr, ob
schon eine ganz kleine Minorität, könnt doch zu Glück und
Frieden, zur Veredelung und Verbrüderung des Menschen
geschlechtes sehr vieles beitragen. Kommt nur herzu,
schlaget ein in die dargebotene Bruderhand, gebet gern und
freudig her alle eure Privat- und Reservatrechte; übernehmt
ihr die Führerschaft in der Neuordnung und Neueinrichtung
der erbrechtslosen Gesellschaft — viel Unheil, viel Ver
wirrung und Erschütterung, vielleicht auch viel Blutvergiessen
wird dadurch vermieden werden können. Haltbar sind die
gegenwärtigen Zustände doch nicht; ihr könnt nur sagen:
„Après nous le déluge!"
Schon seit Jahrzehnten suchen wir nach einer befrie
digenden Antwort für diese sogenannte soziale Frage, nach
einer Lösung dieses überaus schwierigen Problems — und
schon scit Jahrtausenden ist die Menschheit der Welter
lösung gewärtig, tagtäglich in Wohn- und Kultusstätten zu
Gott betend: Erlöse uns von allem Übel. Diese Lösung
und Erlösung ist aber doch in unsere eigene Hand gelegt.
Das Weltübel kann nur so lange andauern, als seine Fest
legung durch das Erbrecht. Hier habt ihr das Wort der
Erlösung: Schaffet das Erbrecht ab!
—
Druck von C. Schönert in Leipzig-R.