Full text: Rülf, Jakob: ¬Das Erbrecht als Erbübel im Hinblick auf die zukünftige Entwickelung der menschlichen Gesellschaft

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allerdings Einbusse erleiden, denn ihr werdet fortan nicht 
mehr die Grossen des Landes sein. Aber beruhigt euch; 
es giebt ja viele Länder, wo es solche nicht mehr giebt 
und sie bestehen doch; jedoch abgesehen davon — ohne die 
grössten Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten selbst gegen 
euer eigenes Fleisch und Blut wäre euer Rang und Stand 
und die Integrität eures Besitzes doch nicht länger aufrecht 
zu erhalten gewesen. Allein auch nach anderer Hinsicht 
könnt ihr euch beruhigen; ihr werdet an Rang und Stand 
gewiss nicht verlieren. Es giebt absolut keinen höheren 
Rang und Stand als der, ein guter, ehrenhafter Mensch und 
treuer, wohlmeinender Bürger und Bruder zu sein. Ihr, ob 
schon eine ganz kleine Minorität, könnt doch zu Glück und 
Frieden, zur Veredelung und Verbrüderung des Menschen 
geschlechtes sehr vieles beitragen. Kommt nur herzu, 
schlaget ein in die dargebotene Bruderhand, gebet gern und 
freudig her alle eure Privat- und Reservatrechte; übernehmt 
ihr die Führerschaft in der Neuordnung und Neueinrichtung 
der erbrechtslosen Gesellschaft — viel Unheil, viel Ver 
wirrung und Erschütterung, vielleicht auch viel Blutvergiessen 
wird dadurch vermieden werden können. Haltbar sind die 
gegenwärtigen Zustände doch nicht; ihr könnt nur sagen: 
„Après nous le déluge!"  
Schon seit Jahrzehnten suchen wir nach einer befrie 
digenden Antwort für diese sogenannte soziale Frage, nach 
einer Lösung dieses überaus schwierigen Problems — und 
schon scit Jahrtausenden ist die Menschheit der Welter 
lösung gewärtig, tagtäglich in Wohn- und Kultusstätten zu 
Gott betend: Erlöse uns von allem Übel. Diese Lösung 
und Erlösung ist aber doch in unsere eigene Hand gelegt. 
Das Weltübel kann nur so lange andauern, als seine Fest 
legung durch das Erbrecht. Hier habt ihr das Wort der 
Erlösung: Schaffet das Erbrecht ab! 
— 
Druck von C. Schönert in Leipzig-R.
	        
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