Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

V. Die Eisenbahnen. 
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Endlich muß bei einem gleich großen Verkehr dort der größere Erfolg er 
reicht 
werden, wo der Tarif höher ist. 
II. Ein anderer Unterschied liegt darin, für welchen Zweig der gesamten 
Verkehrsleistung die Koften entfallen. 
In dieser Hinsicht unterscheidet man: 
1. Kosten, welche allen Teilen der Verkehrsleistung zur Last gerechnet 
werden müssen (allerdings mitunter dem einen oder dem anderen Teil in höhe 
rem Grade), und 
2. Kosten, welche bloß dem Personenverkehr oder bloß dem Güter 
verkehr zur Last gelegt werden müssen. 
III. Eine dritte Unterscheidung liegt in dem Umstande, ob die Kosten bei 
der Aufnahme und Abgabe der Personen und Güter erwachsen oder während 
der Fahrt. Dieser Unterschied ist ökonomisch von großer Wichtigkeit; es ergeben 
sich hieraus: 
1. Stations- (Expeditions=) Kosten; 
2. Fahrkosten (eigentliche Transportkosten). 
6. Die Eisenbahntarife. 
Wesen der Tarife. Der Preis, sowie die näheren Bedingungen der Trans 
portleistung werden beim Eisenbahntransport nicht, wie dies bei der Schiffs 
fracht und der Landbotenfracht der Fall ist, für jede einzelne Transportleistung 
unter Mitwirkung der Konkurrenz von Angebot und Nachfrage hergestellt, son 
dern es bilden sich für den Transportpreis feststehende Tarife, für die Trans 
portbedingungen bestimmte Reglements. Eine solche feste Gestaltung des 
Preises der Transportleistung bei den Eisenbahnen ist notwendig zur Verein 
fachung des Betriebs und wegen des Charakters der Eisenbahnen als öffent 
licher Anstalten, welche in fortlaufender gleichmäßiger und allgemeiner 
Thätigkeit eine Menge von Einzeltransporten zusammenfassen. 
Ohne Tarife stünde dem Publikum bei einzelnen Konjunkturen die Bahn 
übermächtig gegenüber und das derart unsicher gestellte Publikum würde die 
Bahnen weit weniger benützen. So dienen die Tarife dem Vorteile beider 
Teile, indem sie das Spiel der jeweiligen Konjunkturen und Konkurrenzen 
durch feste Tarifsätze ausschließen. Vollständig wird es freilich nicht ausge 
schlossen, da ja von Zeit zu Zeit, je nachdem die Konjunktur des Verkehrs für 
die Bahnen mehr oder weniger günstig ist, Änderungen der Tarife vorgenom 
men werden können. Aber ein Schwanken der Transportpreise von Tag zu 
Tag ist wenigstens ausgeschlossen. 
Kaum eine andere Frage aus dem Gebiete des Eisenbahnwesens ist von 
so hoher ökonomischer Wichtigkeit, als das Tarifwesen, als die zeitlichen und 
räumlichen Höhenunterschiede und Bewegungen des Eisenbahntransportpreises. 
Arten der Tarife. Man unterscheidet die Tarife: 
1. Nach den Transportgegenständen in Personen= und Gütertarif. 
II. Nach der Höhe der Transportpreise in: 
..* 
1. den Maximaltarif, d. h. den Inbegriff der konzessionsmaßig oder 
gesetzlich gestatteten Maximalfrachtsätze, welche eine Bahn für den Personen 
und Gütertransport ansetzen darf; 
2. den General- oder Normaltarif, welchen die Bahnen wirklich als 
allgemeinen Tarif festgesetzt haben. Er ist in der Regel sofort, wenigstens für 
Güter, geringer ausgefallen, als der Maximaltarif 
3. den Partikulartarif, d. h. den begünstigenden niederen Satz für ein 
zelne Frachtaufgeber, in der Regel gegen die Verpflichtung, eine bestimmte Bahn 
richtung ausschließlich zu benützen; 
4. den Abonnementstarif, welcher niedrige Transportpreise einräumt
	        
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