Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

-IV. Fracht, Reederei und Spedition. 
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teste Einrichtung des städtischen Verkehrs. Ihre Vorzüge vor den mit ihnen 
zunächst verwandten Omnibusfahrten bestehen in folgendem: 
Die Tramwaywaggons bedürfen bei viel größerer Tragfähigkeit nur die 
selbe Zugkraft, wie die auf dem Pflaster verkehrenden Wagen. Sie gestatten 
zugleich eine komfortablere Ausstattung der Wagen. Diese haben auch vermöge 
der glatten Schienenoberfläche ruhigeren Gang, als die Straßenwagen. Sie 
können auch viel leichter die gerade Linie einhalten und brauchen nicht auszu 
weichen, worin gleichfalls eine Ersparnis an Zeit und Kraft liegt. 
Dabei lassen sich manche Nachteile nicht verkennen. Die Tramways be 
schränken den übrigen Straßenverkehr in gewisser Hinsicht; sie selbst sind auf 
ihre Geleise beschränkt. Die Wiederbewegung nach dem Anhalten ist mit be 
deutendem Kraftaufwande der Pferde verbunden. Die Geleise nützen sich rasch 
ab und bedürfen häufiger Reinigung. 
Hinderlich ist auch der Umstand, daß in den meisten unserer Großstädte 
die frequentesten Straßen zugleich die älteren und daher die engeren sind, oft 
so enge, daß ein, geschweige denn zwei Geleise in ihnen unmöglich sind oder doch 
bedenkliche Gefahren für das Publikum brächten. 
Der Betrieb findet häufig eine Schwierigkeit darin, daß der Verkehr nach 
Jahreszeiten sehr verschieden, im Sommer oft weit stärker ist, als im Winter, 
so daß im Herbst eine starke Verminderung des Pferdestandes, im Frühjahr 
dagegen kostspielige Neukäufe stattfinden müssen. Die versuchte Ersetzung der 
Zugpferde durch starke Spiralfedern (System Leveaux) scheint erfolglos geblieben 
zu sein; mehr Hoffnung bietet die Kraft des Elektromagnetismus. 
Ein Übelstand, an welchem die dem Straßenverkehr unserer großen Städte 
dienenden Fahrunternehmungen leiden, ist die Schwierigkeit der Kontrolle. 
Soll für den Unternehmer das Unternehmen rentabel sein, so ist es notwendig, 
daß jeder Passagier die richtige Taxe bezahlt und daß der Unternehmer genau 
und sicher erfährt, wieviel bezahlt worden ist. Je größer die Frequenz der Fuhr 
werke ist, um so leichter ist verhältnismäßig die Kontrolle, weil es dann mög 
lich wird, ein eigenes Kontrollpersonal aufzustellen. Am schwierigsten ist die Kon 
trolle bei denjenigen Fuhrwerken, welche dem Verkehr einzelner Personen dienen. 
IV. Fracht, Reederei und Spedition. 
Der Grundsatz der Arbeitsteilung hat dazu geführt, daß die Besorgung 
geworden sind. 
und Vermittlung von Transporten besondere Berufszweige 
Diese Berufszweige, geschäftlich organisiert, sind das Frachtgeschäft, die Reederei 
und das Speditionsgeschäft. 
1. Das Frachtgeschäft. 
Unter dem Frachtgeschäft versteht man die gewerbsmäßige Besorgung von 
Transporten überhaupt, gleichviel mit welchen Transportmitteln sie stattfindet, 
sowohl zu Land als zu Wasser. 
Durch die Verbesserungen, welche im gegenwärtigen Jahrhundert mit den 
Transportmitteln vorgenommen wurden, sind in dem Frachtgeschäfte ganz neue 
andere Verhältnisse eingetreten. Das Frachtgeschäft, welches auf dem Wege 
der Arbeitsteilung sich von den übrigen Handelsgeschäften allmählich losgelöst 
und seine eigene Entwicklung genommen hat, zeigt, ebenso wie der Handel, 
einen Unterschied von regelmäßigen und unregelmäßigen Geschäften. 
Dieser Unterschied beruht auf der größeren Regelmäßigkeit oder Unregelmäßig 
keit des Warenumlaufes überhaupt. Ein anderer charakteristischer Unterschied 
im Gebiete des Frachtgeschäftes ist der Unterschied von Linienfahrt und freier 
Fahrt. Bei der Linienfahrt werden bestimmte Handelszüge regelmäßig befahren. 
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Maier=Rothschild, Handbuch. I. 4. Aufl.
	        
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