Die Mittel des Weltverkehrs.
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keinem Dienstmann das Geringste anvertrauen, wenn sie nicht unseren Kredit
besäßen. Überaus groß ist das Vertrauen, welches heutzutage das Publikum
in die Beständigkeit, Redlichkeit und Solidität seiner großen Verkehrsunter
nehmungen setzt, und wir können unmöglich berechnen, wie furchtbar die Er
schütterung unseres ganzen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen
Lebens sein würde, wenn diese Macht plötzlich lahmgelegt würde. Es gehört
mit zu den schönsten Zeugnissen für den Kulturfortschritt der zivilisierten
Staaten, daß das Vertrauen in die Redlichkeit und Pflichterfüllung anderer so
strenge feste Formen annehmen konnte, wie sie in der That vorhanden sind,
und es ist ein deutliches Merkmal für den jeweiligen Stand der öffentlichen
Moral, wenn Mißbräuche dieses Vertrauens vorkommen und wie dieselben von
der öffentlichen Meinung beurteilt werden.
Am schönsten und menschenwürdigsten erweist sich der Kredit dort, wo es
nicht bestimmte Personen sind, die ihn genießen, sondern wo die Personen.
welchen Kredit gegeben wird, dem Kreditgeber völlig unbekannt sind. Auch diese
Form des Kredits zeigt sich im Transportwesen nicht selten. Wenn in unent
wickelten Wirtschaftszuständen Sendungen völlig unbekannten Personen auf Treu
und Glauben anvertraut werden können, ist das immer ein glänzendes Zeugnis
für die Gesinnung des Ortes, wo dies geschieht; wenn aber auch heutzutage
noch Fälle vorkommen, wo Sendungen rein dem Zufall und unbekannten
Menschen anvertraut werden, spricht dies gewiß für die Solidarität der Inte
ressen aller zivilisierten Menschen. Man denke an die Flaschen mit Nachrichten
welche von gefährdeten Fahrzeugen der See anvertraut werden, an die Luft
ballons mit Tausenden von Briefen aus belagerten Städten und dergleichen.
Anderseits fördert aber auch das Transportwesen auf Kredit in der
mannigfachsten Weise. Schon dadurch, daß das moderne Transportwesen dem
Menschen rasche Bewegung über die größten Räume gestattet, macht es jedem
Einzelnen in viel höherem Grade als früher, möglich, zu prüfen, ob Zustände,
Verhältnisse und Personen sein Vertrauen verdienen und in welchem Grade.
Die außerordentliche Ausdehnung der Kenntnis von Zuständen und Personen,
welche uns durch die modernen Transportmittel ermöglicht wird, ist ein Gut,
dessen Wert geradezu unschätzbar wird. Wenn es heutzutage möglich ist, daß
europäische Kapitalisten einen Vertrauensmann nach dem fernsten Westen der
Vereinigten Staaten senden, um über die Eisenbahnwerte Bericht zu erstatten,
in welche sie ihre Kapitalien gesteckt haben, so ist das gewiß ein merkwürdiges
Beispiel der Wechselwirkung von Kredit und Transportwesen; und wenn man
dieses Verfahren früher schon eingeschlagen und systematisch ausgebildet hätte,
wären schwere Verluste erspart worden.
II. Die ursprünglichsten Formen des Landtransports.
Wo die Kultur nur noch so wenig entwickelt ist, daß sie keine fahrbaren
Straßen geschaffen hat, ist der Verkehr genötigt, sich über die Erde hinzube
wegen wie sie ist, mit all ihren Runzeln und Falten; er ist genötigt durch
Flüsse zu schwimmen und über rauhen Fels zu klettern.
In zivilisierten Ländern erscheint der Verkehr auf ungebahnten Wegen nur
mehr ganz lokalisiert, als Zubringer der Straßen, Eisenbahnen, Flüsse etc.
Da spinnt sich ein Netz von vollkommenen Verkehrswegen über die Länder hin;
aber so dicht auch die Maschen dieses Netzes sind, hat doch diese Dichtigkeit eine
gewisse Grenze. Denn die Oberfläche der bewohnten Erde gehört ja zum
größten Teile der Produktion an; sie ist es, welche die Flächen in Anspruch
nimmt; für den Verkehr bleiben naturgemäß nur Linien. Zwischen den ein
zelnen Linien, und wenn dieselben sich noch so nahe treten, liegen doch immer