Die Mittel des Weltverkehrs.
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Die Arbeitsteilung beherrscht die Fahrzeuge so weit, daß an eine möglichst
vielseitige Verwendbarkeit derselben immer weniger gedacht wird. Man strebt
immer mehr, für jede Art von Wegen, für jede Art der Benützung besondere
Fahrzeuge zu bauen. Dieses Bestreben zeigt sich bei den Landfahrzeugen wie
bei den Schiffen. Festigkeit und Leichtigkeit stehen einander oft entgegen, Wohl
feilheit und Bequemlichkeit, Sicherheit und Schnelligkeit gleichfalls.
Eine Aufgabe von ganz besonderer wirtschaftlicher Bedeutung ist die ge
hörige Ausnützung. Die Fahrzeuge — seien sie nun Eisenbahnwaggons
hiffe oder Frachtwagen — müssen möglichst beständig in Bewegung sein, da
mit das in ihnen liegende Kapital ausgenützt wird. Es muß die sog. tote Zeit
vermieden werden; aber auch das tote Gewicht. Die Fahrzeuge dürfen nicht
schwerer sein, als absolut nötig ist; jede einzelne Benützung muß eine möglichst
vollständige sein. Diese Möglichkeit wächst mit der technischen Vervollkommnung.
Die bewegenden Kräfte. Dieselben sind teils physische, teilstgeistige Trans
portarbeit.
Die physischen Bewegungskräfte müssen nach der Beschaffenheit
I.
der Wege verschieden geartet sein. Die Qualität des Weges steht im geraden
Gegensatz zur Menge der erforderlichen Transportkräfte. Zerlegt man den zu
einem Transport erforderlichen Kraftaufwand in Einheiten, so erfordert eine
gleiche Last zum Transport auf ungebahnten Wegen 250 Krafteinheiten, auf
frisch beschotterten Straßen 125, auf gewöhnlichen Chausseen 80, auf gepflasterten
Straßen für Trabfahren 70, für Schrittfahren 33, auf Straßen mit Eisen
bohlen 23, auf guten Eisenbahnen 5—-10, auf Kanälen nur eine Krafteinheit.
Demnach ist der Transport auf Chausseen 80mal teurer, als jener auf Kanälen.
Die Brauchbarkeit der bewegenden physischen Kräfte ist aber eine sehr ver
schiedene für die verschiedenen Bedürfnisse des Verkehrs.
Hinsichtlich der Vielseitigkeit ihrer Anwendbarkeit steht die menschliche
Fahrzeuge und vom Wege
Muskelkraft am höchsten; sie ist am wenigsten vom
abhängig. Der Mensch allein kann Güter ohne anderweitige Vorrichtungen
In dieser Hinsicht voll
über Mauern, Treppen und Felsen transportieren.
bringen die vielseitigsten Leistungen die Transportkräfte des Hausgesindes, der
Dienstmänner, Schwärzer, Alpenführer, Landpostboten, Feuerwehrleute 2tc.
Das nächstfolgende hinsichtlich der Vielseitigkeit der Verwendung ist die
tierische Muskelkraft bei Reittieren, Saumtieren und Zugvieh. Wo die Kultur
in ihren Anfängen sich befindet, stehen überall diese Transportkräfte obenan.
Sie lassen sich am leichtesten den verschiedenen Wegformen anpassen.
Hinsichtlich der Geschwindigkeit der Transportleistung verdient bekannt
lich die Elektrizität den Preis; zunächst steht der Luftdruck, dann die Dampf
kraft; hinsichtlich der Lenksamkeit, der verschiedenen Abstufung an Kraft
entwicklung und der Massenhaftigkeit stehen die Dampfkräfte voran; die
Dampfschiffahrt über der Lokomotive.
Am wohlfeilsten aber sind die unbelebten Transportkräfte der Natur:
der
Wind für die Segelschiffahrt, thalabwärts strömende Flußwasser für Trift
und Floßfahrt, Meeresströmungen; die Schwere von Landfahrzeugen auf schiefen
Ebenen; Wasserräder beim Betriebe kurzer Seilbahnen und dergleichen.
II. Die geistige Transportarbeit fällt mit der physischen zusammen,
wo der Mensch die letztere verrichtet. Selbständig erscheint sie schon, wo man
sich tierischer oder elementarer Arbeitskräfte bedient. Am höchsten entwickelt ist
sie im modernen Eisenbahn- und Postdienst.
Die Transportarbeit hat gegenüber anderen menschlichen Arbeitsleistungen
manche charakterische Unterscheidungsmerkmale. Auf höheren Kulturstufen sehr
weit in der Teilung vorgeschritten, fordert sie doch häufig wieder eine Kumu
lierung sehr verschiedenartiger Arbeitsleistungen in den Händen einer Person.