Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

VIII. Wertpapiere und Börse. 
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2. Unverzinsliche, aber kurzfristige Papiere sind solche, welche ent 
weder in kurzer Zeit oder sofort zahlbar sind und keine Zinsen tragen: z. B. 
fallige Zinscoupons, Dividendenscheine, sofort zahlbare Anweisungen, Depositen 
scheine für in Verwahrung gegebene Geldsummen u. s. f. Der einzige Zweck dieser 
Papiere besteht darin, daß sie ihren Besitzern sofort oder bald eine Geldeinnahme 
gewähren. 
Zum Erwerbe eines Zinseinkommens sind sie nie zu gebrauchen. 
Manche dieser Wertpapiere dienen zugleich als auswärtiges Zahlungsmittel. 
Als eine ganz besondere Species derselben erscheinen die Banknoten. (Von 
manchen Theoretikern werden die Banknoten von den genannten Wertpapieren 
noch streng geschieden. 
V. Umtausch der Wertpapiere. Die Wertpapiere der verschiedenen Sorten 
befinden sich im modernen Verkehrsleben in einer bei einzelnen häufigeren, bei 
anderen selteneren Bewegung und werden insbesondere gegeneinander umgetauscht. 
Sehr häufig kommt es vor, daß eine Art von langfristigen verzinslichen Papieren 
gegen eine andere Art derselben Gattung umgetauscht wird. Aber auch Wert 
papiere verschiedener Arten werden häufig gegeneinander umgetauscht: Wechsel 
gegen Obligationen, Aktien oder Pfandbriefe. Langfristige Obligationen werden 
als Zahlungsmittel nicht angenommen, und wo man versuchte, fällige Schulden 
durch langfristige Wertpapiere zu bezahlen, mußte das zu einer Zerrüttung des 
Kredits führen. Langfristige, nichtverzinsliche Papiere werden in der Regel nicht 
vertauscht, sondern bleiben meistens bei ihren ursprünglichen Eigentümern. Im 
allgemeinen ist es Regel, daß die kurzsichtigen und nicht verzinslichen Wert 
papiere zum Ankauf der langfristigen und verzinslichen dienen und nur in diesem 
Geschäft liegt das Gedeihen des einzelnen Wertpapierbesitzers. Sowie dagegen 
langfristige unverzinsliche Wertpapiere verkauft werden, deutet das meist auf 
einen gewissen Notstand hin. 
2. Der Kurs. 
Unter dem Kurse überhaupt versteht man den Marktpreis der Wert 
Nicht alle Arten von Wertpapieren haben 
papiere und des baren Geldes. 
einen Kurs. Einen Kurs haben nur die langfristigen verzinslichen und die kurz 
fristigen verzinslichen Wertpapiere. Die kurzfristigen nicht verzinslichen Wert 
papiere haben unter normalen Verhältnissen, nämlich dann, wenn sie wirklich 
jeder Zeit gegen bares Geld eingelöst werden, auch keinen Kurs. 
Es treten daher im kaufmannischen Leben drei Arten von Kursen auf: 
Effektenkurse, Wechselkurse und Geldkurse. 
Die Kurse unterscheiden sich von den Preisen anderer Waren dadurch, daß 
die Größe der Preise anderer Waren mit der Größe des Gebrauchswertes 
dieser Waren in keinem konstanten Verhältnis steht und nicht mit der Ware 
selbst gemessen und mit ihr verglichen werden kann. Man kann z. B. nicht den 
Preis des Getreides mit dem Gebrauchswerte des Getreides in ein Prozent 
verhältnis bringen; man kann aber den Kurs eines Wertpapieres mit seinem 
Gebrauchswerte, d. h. mit seinem nominellen Werte, vergleichen. Der Nominal 
wert dient zur Berechnung der Kursgröße; stehen Nominalwert und Kurs gleich 
so sagt man: der Kurs steht al pari; ist der Nominalwert größer als der Kurs, 
so sagt man, der Kurs steht unter pari; ist dagegen der Nominalwert kleiner 
als der Kurs, so sagt man, der Kurs steht über pari. 
I. Der Effektenkurs. Die Kurse der Effekten (Obligationen, Aktien, auch 
Lose) werden durch zwei hauptsächliche Faktoren bestimmt: durch den Zins 
fuß und durch die Sicherheit von Kapital und Zins. Der Kurs wird um 
so höher sein, je höher die Verzinsung und je größer die Sicherheit für Kapi 
tal und Zins. Diese beiden Faktoren der Kurshöhe, nämlich die Zinshöhe und
	        
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