Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

Allgemeine Handelslehre. 
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B. Das Umschreibgeschäft der Girobanken. 
Eine Vorstufe des modernen Check= und Kontokorrentgeschäftes findet sich 
in den älteren Girobanken. Es sind dies Anstalten, wo Geldsummen 
deponiert 
werden, damit unter denjenigen, welche deponiert haben, Zahlungen, 
statt durch 
Übergabe des Geldes, durch Ab- und Zuschreiben in den Rechnungsbüchern ge 
macht werden können. Jeder, der eine Summe niedergelegt hat, erhält ein 
Folium über sein Depositum. Die eingezahlte Summe ist darauf kreditiert, 
jede Forderung wird darauf debitiert. Die Vorteile solcher Giroeinrichtungen 
sind die, daß das bare Geld nicht abgenützt wird, daß man den Transport des 
Geldes, sowie die Mühe des Zahlens erspart. 
Manche von den älteren Girobanken sind nicht aus dem Bedürfnisse einer 
Vereinfachung des Zahlungswesens hervorgegangen, sondern aus dem Bedürf 
nisse einer festen Währung. Die ist namentlich der Fall mit der be 
rühmten 1619 gegründeten Hamburger Bank. 
Die eigentlichen Girobanken sind heutzutage veraltet und eingegangen; das 
Girogeschäft wird in besserer Weise ersetzt durch das moderne Depositen-, Konto 
korrent- und Checkgeschäft. Der charakteristische Unterschied zwischen der Giro 
bank und den heutigen Depositenbanken liegt darin, daß in den Girobanken die 
Geldmengen liegen bleiben mußten. 
3. Die gewöhnlichen Kreditgeschäfte der Banken. 
Die wichtigste Rolle im Bankwesen spielen eine Reihe von Geschäften, welche 
man als die eigentlichen Bankgeschäfte bezeichnen kann. Sie lassen sich, je nach 
dem die Banken dabei Schuldner oder Gläubiger sind, in zwei Hauptgruppen 
bringen: Aktiv= und Passivgeschäfte. Im einzelnen sind es folgende: 
A. Das Lombardgeschäft. 
Das Lombardgeschäft, anderwärts Vorschußgeschäft genannt (advances) 
besteht im Ausleihen von Geld gegen Faustpfänder. Dieses Geschäft wird von 
sogenannten Leihhäusern oder Versatzhäusern mit Schuldnern in Konsumtivkredit, 
von den eigentlichen Banken dagegen in Produktivkredit gemacht. In der Regel 
heißen nur die letzteren Geschäfte Lombardgeschäfte. Die Pfandgegenstände 
sind dabei entweder gemünztes oder ungemünztes Edelmetall, Warenvorräte oder 
Vertpapiere. Das Lombardgeschäft ist in der Regel mit dem Wechseldiskonto 
geschäft verbunden und mit diesem das üblichste Aktivgeschäft der Banken. 
Die Mittel zum Ausleihen im Lombardgeschäft nehmen die Banken 
teils aus der Emission von Banknoten, teils aus dem Depositengeschäft und 
aus der Ausgabe von verzinslichen Obligationen. Da die Banken durch die 
Beschaffung dieser Mittel Schuldner werden und zwar Schuldner, welche in 
kurzer Frist bereit sein müssen, ihre Schulden zurückzuzahlen, so ist es notwendig 
daß auch in dem Lombardgeschäft die Ausstände in kurzer Frist wieder einge 
bracht werden können. Das Lombardgeschäft ist deshalb an kurze Termine 
in der Regel an den Termin von drei Monaten, gebunden. Ist die Frist 
vorbei und der Schuldner der Bank will noch länger Schuldner bleiben, so 
kann ihm eine Prolongation (Fristverlängerung) bewilligt werden. Doch 
dürfen solche Prolongationen nicht regelmäßig vorkommen, damit sich der Schuld 
ner nicht daran gewöhne. 
Neben der leichten Realisierbarkeit der Lombardausstände ist auch ihre 
Sicherheit eine notwendige Bedingung. Diese Sicherheit wird dadurch erreicht, 
daß die Lombardbanken nur auf solche Pfänder leihen, welche nicht verderben, 
leicht aufzubewahren sind, an Ort und Stelle verkauft werden können und nicht 
allzustark im Preise schwanken. Ferner dient zur Sicherheit auch die Bestim¬
	        
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