Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

VII. Das Bankgeschäft. 
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pflege begünstigten sehr die Entstehung des Wechselinstituts und die Ausdehnung 
der Wechselgeschäfte. Die Geldwechsler aber waren bei ihrer allgemeinen Ge 
schäftskenntnis die passendsten Personen, um den Wechselhandel zu betreiben. 
So wurden die Bankiers, welche ursprünglich bloß mit Edelmetallen und barem 
Gelde gehandelt hatten, immer mehr zum Geldverleihen und zum Verkehr mit 
Schuldverschreibungen hingewiesen. In neuerer Zeit, mit der Ausbildung der 
Hypothekengesetzgebung, tritt zu diesen Kreditgeschäften auch noch das Hypotheken 
geschäft, d. i. Ausleihen gegen Hypotheken. 
Die Passivgeschäfte der Banken, d. h. diejenigen Geschäfte, durch welche 
die Banken die Kapitalien, die sie dann ausleihen wollen, an sich ziehen, ent 
standen ebenfalls aus kleinen Anfängen. Im Mittelalter war jeder, der Bar 
kapitalien besaß, wegen der mangelhaften Ausbildung des Kredits und wegen 
der herrschenden Unsicherheit des Kapitalbesitzes genötigt, seine Barvorräte in 
Sicherheit zu bringen. In der Geschäftswelt waren aber bedeutende Barvor 
räte nötig eben wegen der geringen Ausbildung des Kredits. Um solche Werte 
sicher aufzubewahren, zeigten sich besonders jene Personen geeignet, welche viel 
mit Edelmetallen verkehrten: die Geldwechsler und Goldschmiede. Diese waren 
schon wegen ihrer eigenen Geschäfte genötigt, gewisse Sicherheitsmaßregeln zu 
treffen; sie mußten feuer- und diebessichere Gewölbe haben. Außerdem hatten 
auch diese Leute wegen ihres notorischen Reichtums den meisten Kredit, den ja 
derjenige immer besitzen muß, welcher Werte zur Aufbewahrung bekommen soll. 
Aus diesem Grunde gab man Barwerte solchen Personen zur Aufbewahrung 
Depositen. Aus den Depositen zur bloßen Aufbewahrung wurden aber mit 
der Zeit Depositen zur Benützung. 
Etwas später, aber auch schon im Mittelalter, schuf das Bedürfnis nach 
einer festen Währung sog. Giroeinrichtungen, welche entweder von den 
Gelddepositaren oder von eigens gegründeten Anstalten betrieben wurden. In 
diesen Giroanstalten wurden stets Barzahlungen durch Kompensation ausge 
glichen. Die Depositen ihrerseits führten zur Einrichtung der Cheks und Bank 
noten (siehe unten). 
sich ziehen, 
So wurden die Banken Anstalten, welche auf Kredit Kapitalien an 
sich dabei 
um dieselben auf Kredit wieder auszuleihen. Schon frühzeitig mußte 
Gläubiger 
zeigen, daß das Aktivgeschäft, d. h. dasjenige, wobei die Banken 
sind, mit dem Passivgeschäft, demjenigen, wobei die Banken Schuldner sind 
sich dabei 
in einem ganz notwendigen inneren Zusammenhange steht. Es ergab 
bestimmend 
als Grundregel, daß die Natur und die Art des Passivgeschäftes 
auf das Aktivgeschäft wirkt, d. h. dem Umfange, den Bedingungen der Verzin 
müssen der 
sung und der Heimzahlung, welche im Passivgeschäft vorkommen, 
Umfang, sowie die Bedingungen der Aktivgeschäfte entsprechen. Je nachdem 
also das Passivgeschäft der Banken ist, sind die Barvorräte, welche die Banken 
halten müssen, die Fristen für die Ausleihung, die Höhe und Festsetzung der 
Zinsen, welche die Banken von ihren Schuldnern verlangen, verschieden. 
2. Das Umwechslungs- und Zahlungsgeschäft der Banken. 
Die ältesten Bankgeschäfte sind, wie erwähnt, Geschäfte, welche den Geld 
umlauf erleichtern sollen. Hierzu gehören namentlich zwei, nämlich: 
A. Das Geldumwechslungsgeschäft. 
Dieses Geschäft, im Altertum und im Mittelalter hochwichtig, hat mit den 
Verbesserungen des Münzwesens und der Münzpolitik seine frühere Bedeutung 
völlig verloren 
so daß es heute nur noch eine ganz untergeordnete Rolle im 
Bankwesen spielt.
	        
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