Allgemeine Handelslehre.
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10. Der Trödel- und Antiquitätenhandel.
Dieser Zweig des Handels, welcher sich mit dem Umsatze von gebrauchten
Gegenständen beschäftigt, muß mit dem zunehmenden Verbrauch industrieller
Produkte stets an Umfang zunehmen. Einen Hauptunterschied bildet dabei der
Umstand, ob die Handelsware Kunst- und Altertumswert besitzt (Antiquitäten)
oder bloß in gewöhnlichen gebrauchten Sachen (Trödelware) besteht. In ersterem
Falle setzt das Geschäft bedeutende Kenntnisse, übung und Geschmack voraus;
in letzterem Fall gehört es zu den einfachsten Handelsgeschäften und pflegt nicht
selten mit Kommissions-, Licitations- und Pfandleihgeschäften verbunden zu
werden.
VI. Volkswirtschaftliche Wirkungen des Warenhandels.
Aus- und Einfuhrhandel.
Da die volkswirtschaftliche Bedeutung des inländischen Handels schon oben
erörtert wurde, ist es nur noch nötig, auch die Wirkungen des internationalen
Warenhandels zu betrachten (nach K. H. Rau: Politische Ökonomie), sowie die
Warenhandelskrisen.
Der internationale Warenhandel (Aus- und Einfuhr-, sowie Tran
sithandel) hat seinen Grund in der verschiedenen Produktionsfähigkeit ganzer
Länder; er findet seine Vorbilder und sein wesentlichstes Werkzeug im inlän
dischen Handel.
Die Wirkungen des Aus- und Einfuhrhandels sind in größtem Maß
stabe dieselben, welche auch die Arbeitsteilung und die durch dieselbe nötig ge
wordene Wiedervereinigung innerhalb einer Volkswirtschaft herbeiführt. Der
Aus= und Einfuhrhandel ermöglicht eben die internationale Teilung der Arbeit,
Er macht es möglich, daß jede Volkswirtschaft diejenigen
Produkte erzeuge,
welche sie unter den günstigsten Verhältnissen hervorbringt und auf andere
Produktionen verzichtet, bezüglich welcher andere Völker sich
in günstigeren Um
ständen befinden. Die Ursachen, aus welchen solche Veranlassungen zu verschie
denen Produktionen hervorgehen, sind teils in der verschiedenen Natur der Länder,
teils auch in der ungleichen Entwicklung gelegen, welche die Faktoren der Pro
duktion in den verschiedenen Ländern geschichtlich genommen haben; teils aber
auch in manchen zufälligen Erzeugnissen, welche auf die Produktion und Kon
sumtion einwirken. Sobald ein Land seine Produkte in irgend einem Gebiete
steigert, muß dies natürlich auf seine Ausfuhr und Einfuhr Einfluß haben.
Entweder wird hinsichtlich der betreffenden Waren eine bisherige Einfuhr ver
mindert oder eine bisherige Ausfuhr vermehrt. Verschiebungen der Produktions
vorteile und damit der Produktion selbst sowie des Aus= und Einfuhrhandels
können immer wieder vorkommen.
Die Bedeutung des Aus= und Einfuhrhandels läßt sich beurteilen, wenn
man die beiden Geschäfte, in welche derselbe zerfällt und die Produkte, mit
welchen sie sich beschäftigen, näher betrachtet.
1. Die Ausfuhr bewirkt, daß die inländische Volkswirtschaft sich vorzugs
weise auf die Erzeugung jener Produkte werfen kann, welche sie mit besonders
günstigen Umständen produzieren kann. So ist es möglich, daß die nationalen
Wirtschaftsgrundlagen die für sie vorteilhafteste Anwendung erhalten.
2. Die Einfuhr dagegen verschafft der inländischen Konsumtion diejenigen
Produkte, welche im Inlande entweder gar nicht oder nur in größerem Kosten
aufwand oder nur in geringerer Qualität erzeugt werden können. Sie vermehr