Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

V. Die Hauptzweige des Warenhandels. 
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das Risiko des Produzenten geringer ist und daß sie meistens Gegenstände der 
Massenproduktion sind. 
8. Der Kunsthandel. 
Der Kunsthandel ist durch die großartigen Fortschritte der Vervielfältigungs 
technik ein Zweig des 
Welthandels geworden, welcher heutzutage eine feste 
Stellung inne hat und für die Kunst dieselbe Bedeutung zu gewinnen scheint, 
welche der Buchhandel für die Wissenschaften hat. Man versteht unter Kunst 
handel jenes Geschäft, welches sich mit dem Betriebe sowohl von älteren als 
auch von neueren Produkten der zeichnenden Künste beschäftigt. Handzeichnungen, 
Kupferstiche, Holzschnitte, Lithographie, Photographie und Gemälde bilden die 
Hauptgegenstände des Kunsthandels. Als besonderer Handelszweig scheint sich 
der Kunsthandel allmählich in der Zeit ausgebildet zu haben, wo kleine Unter 
händler auf Messen, Jahrmärkten u. s. w. Kupferstiche u. dergl., welche sie allent 
halben zusammengekauft hatten, zum Verkaufe anboten. Später wurde der Kunst 
handel mit dem Buchhandel verbunden; doch muß bei dieser Verbindung not 
wendigerweise einer der beiden Geschäftszweige unvollkommen bleiben. In neuerer 
Zeit ist der Kunsthändler sehr häufig Kunstverleger, indem er von den Künst 
lern Kunstwerke herstellen läßt und sie sodann entweder vervielfältigt oder im 
Originale wieder verkauft. Oder er beschäftigt sich bloß mit dem Ankauf und 
Verkauf des Vorhandenen nach Art der Sortimentsbuchhändler. 
9. Der Buchhandel. 
Eine Ware von ganz besonderem Wesen sind die Bücher. Mit der wissen 
schaftlichen Entwicklung, mit der Ausdehnung der Presse und mit der Vervoll 
kommnung der Vervielfältigungstechnik mußte auch das Geschäft des Buchhandels 
eine immer größere Ausdehnung gewinnen und wird heutzutage mit Recht als 
die edelste und segensreichste Gattung des Handels bezeichnet. 
Eine ganz besondere Entwicklung hat der Buchhandel in Deutschland ge 
nommen. Er wird hier in der Hauptsache nicht anders als in anderen kulti 
vierten Ländern getrieben; aber das Ineinandergreifen der Geschäfte, die innere 
Einrichtung des Ganzen gibt ihm eine Ausbildung, wie sie dieses Geschäft in 
keinem anderen Lande erhalten hat. Das gesamte Buchhandelsgeschäft zerfällt 
in das Verlagsgeschäft und den Sortimentshandel; hierzu kommt noch das Kom 
missionsgeschäft. Manchmal sind auch mehrere dieser Geschäfte vereinigt. 
Das Verlagsgeschäft, von Verlegern oder Verlagshändlern getrieben, 
beschäftigt sich damit, die Manuskripte von den Autoren zu gewinnen, für eigene 
Rechnung abdrucken zu lassen oder den Druck in eigenen Buchdruckereien zu be 
sorgen und sodann die Abdrücke an die Sortimentsbuchhändler zum Verkaufe 
an das Publikum abzusenden. 
Die erste Aufgabe des Verlagsgeschäftes liegt in der Gewinnung der 
Manuskripte. Die Verlagsbuchhändler sind es demnach, welche die Gedanken 
der Schriftsteller in das Publikum bringen und deshalb einen sehr bedeutenden 
Einfluß auf den Gang der Volksbildung und des Volksgeschmackes nehmen. 
Von einer geistigen Despotie der Buchhändler gegenüber dem Publikum kann 
jedoch keine Rede sein, teils wegen der bedeutenden Konkurrenz der Verleger 
teils auch wegen der durch die öffentliche Meinung und die Presse an den 
Büchern geübten Kritik. Die gewinnreichsten Gegenstände für die Verleger werden 
begreiflicherweise jene Bücher sein, welche den yerrschenden Richtungen und An 
schauungen, dem bestehenden Geschmack des Publikums entsprechen. Damit ist 
aber nicht gesagt, daß ein scharfblickender Buchhändler nicht die sich vorbereitenden 
Wendungen und Änderungen in den Anschauungen und in dem Geschmacke des 
Publikums beobachte und selbst mit vorbereite. Wenn der Verlagsbuchhändler
	        
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