Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

V. Die Hauptzweige des Warenhandels. 
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5. Droguen- (Materialwaren-) Handel. 
Droguen sind rohe oder halb bereitete Produkte, welche in den Apotheken 
gebraucht werden, ferner gewisse Präparate der Hüttenindustrie und der chemi 
schen Industrie. Mit dem Droguenhandel 
ist sehr häufig der Farbenhandel 
verbunden. Unter die Rohprodukte der Droguerie gehören Wurzeln, Holzrinde, 
Blätter, Blüten, Früchte, Harze, Samen, Gummi und Ol. Die Preiscourante 
dieses Handels, welcher ziemlich gleichmäßig bleibt, werden teils in der lateini 
schen, teils in der Landessprache abgefaßt. Die wichtigsten Bezugsorte der in 
Deutschland üblichen Droguen sind: London für die aus den britischen Kolonien, 
Triest für jene aus der Levante, aus Nordafrika und Südeuropa, Amsterdam 
für die ostindischen Inseln und Hamburg für sämtliche genannte Produktionsplätze. 
Die sogenannten chemischen Stapelartikel sind — wenigstens in Deutsch 
land — in der jüngsten Zeit Gegenstand der Handelskonjunktur geworden und 
in enormer Preissteigerung begriffen. Nicht die Thatsachen, welche die Produk 
tion selbst betreffen (Kohlenteuerung, Transportstörungen), sondern das Ein 
dringen der Börsenpraxis in den Warenhandel ist es, was speziell auf diesem 
Gebiete die hohen Konjunkturpreise hervorbrachte. Zunahme der Produktion 
und Überproduktion müssen diesem Zustande einen Umschlag bereiten. 
Dies gilt aber nur von der in den Händen des Aktienkapitals befindlichen 
chemischen Großindustrie. Die kleine chemische Industrie, deren Produkte in 
zahlreichen Etablissements hergestellt werden, produziert in solchem Überfluß, daß 
sich ihre Produkte allen Verabredungen über Preisstellung entziehen. Dabei sind 
viele dieser Industrien bloß Nebenbeschäftigungen und leiden schon deshalb an 
niedrigen Preisen, vielfach auch infolge mangelhafter Kalkulationen. Die neuen 
Erhöhungen der Arbeitslöhne, Kohlenpreise, Baukosten und Mietzinse können wohl 
geeignet sein, die dilettantisch betriebene kleinere chemische Industrie aufzuwecken. 
6. Kurzwarenhandel. 
Unter sogenannten Kurzwaren versteht man eine Gruppe überaus man 
nigfaltiger Gegenstände der Industrie und des Handels. Hierher gehören na 
mentlich eine Menge von Metallwaren, teils als Werkzeuge, teils für den häus 
lichen Gebrauch; auch Bijouterie- und Schmuckgegenstände werden hierher ge 
rechnet, Toilettenbedürfnisse, optische Waren, Schreib- und Zeichnungsrequisiten 
und dergl. Endlich verschiedene Waren aus dem Gebiete der keramischen In 
dustrie, der Drechslerei, der Spielwaren u. s. f. Was unter Kurzwaren ver 
standen wird, ist in den Zolltarifen zu finden. Mit dem Ausdrucke Bijouterie 
waren werden verschiedene kleinere Schmucksachen aus edlen oder unedlen 
Metallen bezeichnet. Erstere nennt man echte, letztere unechte. 
Der Kurzwarenhandel ist charakteristisch dadurch, daß von einer Handels 
spekulation im großen dabei nicht wohl die Rede sein kann. Häufig verkauft 
der Fabrikant direkt an den Detailisten; letzterer bedient sich nur bei manchen, 
namentlich ausländischen Fabrikaten einer Vermittlung des Großhändlers. Für 
die europäischen Industrieländer sind die Kurzwaren Ausfuhrartikel. 
7. Schnitt- und Modewarenhandel. 
Dieser Zweig beschäftigt sich mit dem Absatze der Fabrikate in= und aus 
ländischer Textilindustrie und verwandter Artikel. Auch hier bezieht sehr häufig 
der Detaillist direkt vom Fabrikanten; doch ist auch das Engrosgeschäft gut 
ausgebildet; und namentlich sind die Schnittwaren neben den Metallwaren die 
wichtigsten Ausfuhrgegenstände, mit welchen die europäischen Industrieländer 
ihre Kolonialwaren ec. bezahlen. Nach dieser Richtung hin sind diese Waren für
	        
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