V. Die Hauptzweige des Warenhandels.
507
5. Droguen- (Materialwaren-) Handel.
Droguen sind rohe oder halb bereitete Produkte, welche in den Apotheken
gebraucht werden, ferner gewisse Präparate der Hüttenindustrie und der chemi
schen Industrie. Mit dem Droguenhandel
ist sehr häufig der Farbenhandel
verbunden. Unter die Rohprodukte der Droguerie gehören Wurzeln, Holzrinde,
Blätter, Blüten, Früchte, Harze, Samen, Gummi und Ol. Die Preiscourante
dieses Handels, welcher ziemlich gleichmäßig bleibt, werden teils in der lateini
schen, teils in der Landessprache abgefaßt. Die wichtigsten Bezugsorte der in
Deutschland üblichen Droguen sind: London für die aus den britischen Kolonien,
Triest für jene aus der Levante, aus Nordafrika und Südeuropa, Amsterdam
für die ostindischen Inseln und Hamburg für sämtliche genannte Produktionsplätze.
Die sogenannten chemischen Stapelartikel sind — wenigstens in Deutsch
land — in der jüngsten Zeit Gegenstand der Handelskonjunktur geworden und
in enormer Preissteigerung begriffen. Nicht die Thatsachen, welche die Produk
tion selbst betreffen (Kohlenteuerung, Transportstörungen), sondern das Ein
dringen der Börsenpraxis in den Warenhandel ist es, was speziell auf diesem
Gebiete die hohen Konjunkturpreise hervorbrachte. Zunahme der Produktion
und Überproduktion müssen diesem Zustande einen Umschlag bereiten.
Dies gilt aber nur von der in den Händen des Aktienkapitals befindlichen
chemischen Großindustrie. Die kleine chemische Industrie, deren Produkte in
zahlreichen Etablissements hergestellt werden, produziert in solchem Überfluß, daß
sich ihre Produkte allen Verabredungen über Preisstellung entziehen. Dabei sind
viele dieser Industrien bloß Nebenbeschäftigungen und leiden schon deshalb an
niedrigen Preisen, vielfach auch infolge mangelhafter Kalkulationen. Die neuen
Erhöhungen der Arbeitslöhne, Kohlenpreise, Baukosten und Mietzinse können wohl
geeignet sein, die dilettantisch betriebene kleinere chemische Industrie aufzuwecken.
6. Kurzwarenhandel.
Unter sogenannten Kurzwaren versteht man eine Gruppe überaus man
nigfaltiger Gegenstände der Industrie und des Handels. Hierher gehören na
mentlich eine Menge von Metallwaren, teils als Werkzeuge, teils für den häus
lichen Gebrauch; auch Bijouterie- und Schmuckgegenstände werden hierher ge
rechnet, Toilettenbedürfnisse, optische Waren, Schreib- und Zeichnungsrequisiten
und dergl. Endlich verschiedene Waren aus dem Gebiete der keramischen In
dustrie, der Drechslerei, der Spielwaren u. s. f. Was unter Kurzwaren ver
standen wird, ist in den Zolltarifen zu finden. Mit dem Ausdrucke Bijouterie
waren werden verschiedene kleinere Schmucksachen aus edlen oder unedlen
Metallen bezeichnet. Erstere nennt man echte, letztere unechte.
Der Kurzwarenhandel ist charakteristisch dadurch, daß von einer Handels
spekulation im großen dabei nicht wohl die Rede sein kann. Häufig verkauft
der Fabrikant direkt an den Detailisten; letzterer bedient sich nur bei manchen,
namentlich ausländischen Fabrikaten einer Vermittlung des Großhändlers. Für
die europäischen Industrieländer sind die Kurzwaren Ausfuhrartikel.
7. Schnitt- und Modewarenhandel.
Dieser Zweig beschäftigt sich mit dem Absatze der Fabrikate in= und aus
ländischer Textilindustrie und verwandter Artikel. Auch hier bezieht sehr häufig
der Detaillist direkt vom Fabrikanten; doch ist auch das Engrosgeschäft gut
ausgebildet; und namentlich sind die Schnittwaren neben den Metallwaren die
wichtigsten Ausfuhrgegenstände, mit welchen die europäischen Industrieländer
ihre Kolonialwaren ec. bezahlen. Nach dieser Richtung hin sind diese Waren für