Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

III. Die Zirkulation oder der Verkehr. 
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Das Transportwesen. 
Aufgabe desselben. Die allgemeine Aufgabe des Transportwesens ist Über 
windung der Entfernungen. Es handelt sich dabei weniger um die mathema 
tischen, als um die wirtschaftlichen Entfernungen. 
Die Entfernungen, welche vom Transportverkehr zu bewältigen sind, haben 
die entschiedene Tendenz, mit den Fortschritten der Zivilisation immer größere 
zu werden. Da man wegen der stets wachsenden Schnelligkeit des Verkehrs 
den Wechsel der Transportmittel möglichst zu vermindern sucht, richtet man die 
selben für immer längere Kurse. Letztere sind zugleich ökonomischer wegen der 
gleichmäßigen Ausnützung der Transportmittel und wegen der leichteren Ver 
minderung toter Lasten. 
Die Verschiedenheit der Entfernungen ist von großem Einfluß auf die 
Gestaltung des ganzen Verkehrs. Je größer die Entfernungen, um so groß 
artiger müssen auch begreiflicherweise — bei sonst gleichen Transportaufgaben 
die Unternehmungen sein. 
Die größeren Entfernungen bedingen einen größeren Zeitaufwand. Dem 
entsprechend ist auch der Spielraum des Zufalls und der Gefahren des 
Verkehrs ein größerer; damit gewinnt das Prinzip der Versicherung Bedeutung. 
Die größeren Entfernungen bedingen aber auch eine viel mannigfaltigere 
Berührung mit anderen Transportmitteln. 
Während die allgemeine Aufgabe des Transportverkehrs in der Fortbe 
wegung von Ort zu Ort liegt, treten noch eine Reihe von besonderen An 
forderungen und Aufgaben an ihn heran, welche sich teilweise vereinigen 
lassen, teilweise aber so entgegengesetzter Natur sind, daß eine Vereinigung 
nicht möglich, sondern eine Bildung verschiedenartiger Transportwerk 
zeuge notig wird. 
Diese einzelnen Aufgaben und Erfordernisse sind: Schnelligkeit, Regelmäßig 
keit, 
Sicherheit, Bequemlichkeit, Wohlfeilheit. 
Schnelligkeit des Transportverkehrs. Sie ist abgestuft nach der verschie 
denen 
Schnelligkeit, mit welcher jene Ereignisse sich vollziehen, die über die Ent 
fernungen hinweg erfahren, angeregt, geleitet oder verhindert werden sollen. 
Der Verkehr will immer schneller werden. Diese Schnelligkeit wird befördert: 
1. Durch jeden Fortschritt der Produktion; denn durch jeden solchen 
Fortschritt wird die Gütermasse vermehrt, welche ihren Bedürfnissen zustrebt, 
die Aufgabe des Verkehrs gesteigert. 
2. Durch jede Vervollkommnung der Technik des Transportwesens. 
3. Durch jede Vervollkommnung der Tauschwerkzeuge und des 
Kredits. 
4. Durch jede Ausbildung der Arbeitsteilung im Dienste des Verkehrs. 
Je mehr es gelingt, den verschiedenen Bedürfnissen des Verkehrs auch verschie 
dene, ihnen entsprechende Transportarten und Transportkräfte zur Verfügung 
zu stellen, um so schneller wird der Pulsschlag des Ganzen. 
5. Durch die Zunahme der Volksdichtigkeit. Je zahlreicher die Be 
völkerung, je dichter die Menschen neben einander wohnen, in desto kürzerer Zeit 
kann eines mit dem anderen verkehren. In einer großen Stadt erfahren 
100 000 Menschen schneller von irgend einem Ereignis, als auf dem Lande 1000. 
6. Durch die zunehmende politische und rechtliche Sicherheit. In 
politisch ruhigen und zivilisierten Ländern braucht man bei weitem nicht jene 
zeit- und geldraubenden Maßregeln beim Verkehr zu ergreifen, wie in rohen 
und unzivilisierten Ländern. 
Sie wird aus mannigfachen Grün 
Regelmäßigkeit des Transportverkehrs. 
den gefordert.
	        
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