Grundzüge der Nationalökonomie.
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zusammengefügt werden. Während der Arbeitsleistung müssen sie überwacht,
nachher außer Thätigkeit gesetzt werden.
Der Arbeitsstoff muß aufnahmsfähig, der Einwirkung der Arbeit zu
gänglich sein; häufig muß er ihr erst zugänglich gemacht und später dann unter
Umständen wieder verändert werden. Er muß in vielen Fällen geteilt, sortiert,
für die Thätigkeit der Arbeitskraft und Arbeitsmittel vorbereitet, in andere Form
gebracht, von überflüssigen Zuthaten befreit werden u. s. f.
Ebenso wie der Arbeitsstoff und die Arbeitskraft müssen auch die Arbeits
mittel häufig erst vorbereitet und während ihrer Thätigkeit überwacht, sorg
fältig dirigiert werden. Häufig handelt es sich darum, eigene Zeitpunkte auszu
wählen, in welchen die Arbeitsmittel am lebhaftesten wirken, der Arbeitsstof
am empfänglichsten ist.
Alle Anordnung der Arbeit zerfällt überhaupt in zwei große Gruppen.
Sie ist entweder ein Zusammendrängen in Zeit und Raum, nach Art und
Menge, oder ein Auseinanderfalten. Aber dieses Zusammendrängen und
Auseinanderfalten geht unter ganz bestimmten Verhältnissen vor sich und in den
verschiedensten Formen. Es ist ein anderes in dem Gebiete der Rohproduktion,
ein anderes in der Industrie und ein anderes bei den Handels- und Verkehrs
thätigkeiten. Jeder Beruf, jede Arbeit haben ihre besonderen Grundsätze und
Erfahrungen, nach welchen die Anordnung von Kraft, Material und Mittel
stattfinden muß. Bei manchen Arbeiten wird das Material verändert, bei an
deren nicht; bei manchen steht die Thätigkeit der Kraft im Vordergrunde und
das Mittel tritt zurück; bei anderen ist wiederum das Arbeitsmittel oder das
Arbeitsmaterial derjenige Gegenstand, der die meiste Aufmerksamkeit erfordert.
Die verschiedenen Manipulationen, Vorrichtungen, Erfindungen, Methoden, auf
welche der menschliche Geist in der Richtung der Anordnung der Arbeit ge
kommen ist, sind ebenso ungezählt wie die Arbeiten selbst. Sie sind abgestuft
bis
von der einfachsten Thätigkeit, die mit ein paar Fingern vollbracht wird
zu den kompliziertesten Vorgängen der modernen Technik.
Das Kapital.
Wesen und Bedeutung. Am spätesten in der Geschichte der menschlichen
Wirtschaft ist das Kapital in die Produktion eingetreten. Im gewöhnlichen
Leben versteht man häufig unter dem Worte Kapital eine angesammelte Geld
summe. Das ist entschieden unrichtig. Kapital ist jedes Gut, welches eine
Nutzung abwirft. Die Nutzung also macht das Kapital. Je dauernder die
Nutzung ist, je länger und je regelmäßiger das Gut dieselbe abwirft, umsomehr
hat es das Wesen eines Kapitals. Die einzelnen Güter haben aber sehr ver
schiedene Fähigkeit, solche Nutzung abzuwerfen. Eine Geldsumme, für welche
man Staatspapiere kauft, um Jahr für Jahr die Zinsen einzukassieren, hat mehr
den Charakter eines Kapitals, als eine Maschine, welche sich mit der Zeit ab
nützt, obgleich auch diese zweifellos ein Kapital ist. Güter, welche vorzugsweise
geeignet sind, eine Nutzung abzuwerfen, nennt man Kapital auch dann, wenn
sie gerade keine Nutzung abwerfen; man nennt sie dann totes Kapital.
Entstehung des Kapitals. Kapitalien entstehen: 1. Durch Okkupation
freier Güter, indem man diesen Gütern einen Wertplatz einräumt und sie zum
Eigentum macht. Sobald irgend ein freies Gut menschlichen Zwecken auf die
Dauer unterthänig gemacht worden ist, ist es ein Kapital geworden. Die mensch
liche Arbeit, sie sei nun vorzugsweise geistig oder körperlich, die an den Schöpfungen
der Naturthätigkeit wirksam wird, macht dieselben zum Kapital. Deshalb sagt
man auch: Kapital ist aufgespeicherte Arbeit. Es ist ein durch die mensch
liche Arbeit den menschlichen Zwecken näher gebrachtes Gut. Alles Kapital be
steht aus ehemaligen Naturprodukten und ehemaliger Arbeit.