I. Wesen der Volkswirtschaft.
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eine vernünftige Vergleichung der Bedürfnisse sowie der Möglichkeiten ihrer
ihrer
Befriedigung. Die Bedürfnisse können entarten, sowohl hinsichtlich
Stärke, als auch hinsichtlich ihrer Richtung. Ihre öffentliche Erscheinung im
volkswirtschaftlichen Treiben finden die Bedürfnisse in der Nachfrage.
Die Güter.
Die Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse heißen Güter. Es gibt unter
allen Dingen nur sehr wenige, die nicht irgend einem vernünftigen und sittlichen
Bedürfnisse dienstbar gemacht werden können. Gerade jene Dinge, die den
meisten vernünftigen und moralischen Bedürfnissen dienen, können auch zur Be
friedigung der meisten entarteten Bedürfnisse gebraucht werden. Z. B. Geld.
Es gibt keine guten und keine bösen Güter; die Dinge werden zu Gütern nur
durch das menschliche Zweckbewußtsein; sie wechseln mit den Bedürfnissen, mehren
und mindern sich mit ihnen. Eine Menge von Dingen ist, obgleich von jeher
existierend, erst in jüngerer Zeit zu Gütern geworden, seit man eben ihre Brauch
barkeit kennen gelernt hat (z. B. manche pharmazeutische Stoffe, neuere Geweb
stoffe). Auch können Güter wieder aufhören, Güter zu sein, wenn sich die
Bedürfnisse verlieren.
Man unterscheidet die Güter zunächst nach den Bedürfnissen, welchen sie
dienen. Manche Güter dienen unmittelbar den Bedürfnissen, wie z. B.
Nahrungsmittel, Wohnung, Kleidung u. dergl.; andere nur mittelbar, z. B.
Rohprodukte, die erst verarbeitet werden müssen, Werkzeuge und Maschinen,
Fabrikgebäude 2c., die erst dazu dienen, solche Güter herzustellen, welche un
mittelbar dem Genusse dienen. Eine andere Unterscheidung der Güter ist die
von freien Gütern und Gütern im Eigentum. Die freien Güter sind ent
weder aneignungsfähig oder sie sind es nicht. Sobald ein Gegenstand, der
bisher freies Gut war, von jemand zum Eigentum gemacht wird, gewinnt da
durch zunächst dieser, sehr häufig aber auch die ganze Volkswirtschaft. Die Eigen
schaft der Aneignungsfähigkeit von Gütern ist für die Volkswirtschaft von höchster
Bedeutung; auf ihr beruhen die wichtigsten und folgenreichsten Einrichtungen.
Die Güter sind vertretbare, d. h. solche, bei welchen es dem Eigentümer
nicht auf dasselbe Stück, sondern bloß auf den Wert ankommt, z. B. Geld,
Steinkohlen, Korn, oder nicht vertretbare, d. h. solche, die so eigenartig sind,
daß sie durch andere Güter nicht vollständig ersetzt werden können, z. B. Kunst
werke, Landhäuser ec. Die vertretbaren Güter sind viel mehr für den Verkehr geeignet.
Hinsichtlich ihres Ursprungs sind die Güter innere, welche der Mensch in
seiner Person findet und welche nur in gewisser Hinsicht (durch Arbeitsleistung)
in den Verkehr kommen; und äußere, die der Mensch außerhalb seiner Person
findet. Letztere sind wieder entweder Naturgegenstände, oder menschliche
Leistungen oder Verbindungen menschlicher Leistungen mit Naturgegen
ständen (alle irgendwie bearbeiteten Naturerzeugnisse) oder auch gewisse Ver
hältnisse (z. B. die Kundschaft).
Der Wert.
Die wirtschaftliche Bedeutung eines Gutes ist sein Wert. Im Werte liegt
die Zweckmäßigkeit des Guts. Der Verstand beurteilt alle Dinge, ob sie einem
Bedürfnis dienen, ob sie brauchbar sind: er schätzt sie und ist immerfort mit
solchen Schätzungen beschäftigt. Bei der Betrachtung des Wertes fällt zunächst
der Unterschied von Gebrauchs- und Tauschwert auf
Der Gebrauchswert ist die Bedeutung eines Gutes für die Bedürfnis
befriedigung. Der Gebrauchswert ist größer oder kleiner, je nachdem das
Bedürfnis mehr oder weniger wichtig ist. Für eine Nation sind gemeine Nah
rungsmittel und Kleidungsstoffe, Kohle, Holz, Eisen vom größten Gebrauchs¬