Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

Der Ozean. 
281 
südwärts fließt und durch die Eisberge, welche er aus dem Norden nach Süden 
führt, der Schiffahrt gefährlich wird. Von herrschenden Luftströmungen des 
Atlantischen Ozeans sind besonders wichtig die Passatwinde, von den Eng 
ländern geradezu Handelswinde genannt. Sie wehen beständig aus derselben 
Richtung und mit gleicher Stärke innerhalb der Wendekreise und sind durch 
diese Eigenschaft für die Schiffahrt ungemein wertvoll; im Norden des Aquator 
wehen sie aus Nordost, im Süden aus Südost. Zwischen den beiden Passat 
winden nördlich und südlich vom Aquator liegt die Region der Calmen 
oder Windstillen. Gegensätze zu den nützlichen Passatwinden sind die von 
Stürmen heimgesuchten Gegenden des nord- und südatlantischen Ozeans; nament 
lich ist das Gebiet des Golfstromes von Wirbelstürmen heimgesucht, deren Be 
wegung aber jetzt durch die Fortschritte der wissenschaftlichen Beobachtung hin 
reichend erforscht ist, um ihre meisten Gefahren zu beseitigen. Die Tiefen 
des Atlantischen Ozeans sind mehr als die anderer Meeresteile bekannt. Seine 
bedeutendsten Tiefen erreicht er im westlichen Teile ungefähr zwischen den Azoren 
und den Bermudasinseln. Die bedeutendsten unterseeischen Erhebungen zeigen 
sich in der Umgebung der Azoren, nordwestlich von diesen bei der Beaufortbank 
und weiter nordwestlich bei den Bänken von Neu=Fundland. Die größten bisher 
gefundenen Tiefen übersteigen 6000 Faden (1 Faden = 1,82 Meter). Die 
lebhafteste Verkehrsbahn durch den Atlantischen Ozean führt aus dem Kanal 
von La Manche in südwestlicher Richtung auf Neu-Fundland zu. Etwas weiter 
nördlich hiervon liegen die unterseeischen Kabel. Im südatlantischen Ozean mitten 
zwischen Afrika und Südamerika liegt die Inselgruppe Tristan da Cunha, britisch, 
mit etwa 100 Einw., einer der einsamsten menschlichen Wohnsitze. 
Das Mittelmeer. Das Mittelmeer ist das wichtigste unter den Neben 
meeren des Atlantischen Ozeans, mit diesem durch die Straße von Gibraltar 
zusammenhängend. Dieses Meer ist hochwichtig für die europäische Geschichte 
und Kultur. Es hat eine Oberfläche von etwa 2,9 Mill. gkm und ist selbst 
wieder mit Seitenmeeren und großen Buchten versehen. Zunächst zerfällt es in 
eine westliche und östliche Hälfte. Die westliche Hälfte wird durch die 
Apenninen=Halbinsel und die Insel Sizilien sowie durch das Kap Bona deutlich 
von der östlichen geschieden. In der westlichen Hälfte werden durch die balearischen 
Inseln und durch Korsika und Sardinien wieder einzelne Meeresteile gebildet: 
wischen den Balearen und Spanien das Balearische Meer mit dem Golf 
von Valenzia; zwischen Korsika und dem Golf von Genua das Ligurische 
Meer; zwischen Korsika und Sardinien einerseits, der italienischen Festlandküste 
und Sizilien anderseits das Tyrrhenische Meer. Alle diese Meeresteile 
namentlich die nördlicheren davon, sind ungemein frequent und auch allenthalben 
von Dampfschiffkursen wie von unterseeischen Kabeln durchzogen. 
Auch der östliche Teil ist ungemein reich gegliedert. Aus ihm zieht sich 
zunächst weit nach Nordwesten das Adriatische Meer, durch die Straße von 
Otranto mit dem Jonischen Meere verbunden. Es ist gegen 900 km lang 
45 
und 220—260 km breit; die Westküste einförmig, die Osttuste inselreich. Haupt 
häfen: Triest, Venedig, Brindisi, Fiume. Südlich vom Adriatischen Meer ist 
in die afrikanische Küste das Syrten=Meer tief eingebuchtet. Der Meeresteil 
östlich von diesem wird von den Griechen als Weißes Meer bezeichnet und 
jener Teil des Mittelmeeres östlich von Kandia als Levantinisches Meer. 
Charakteristische Teile des letzteren sind im Süden das große Gebiet der Nil 
mündungen, im Osten die mehr und mehr versandende syrische Küste, im Norden 
die Buchten von Iskanderun, Adalia und Makri. Durch die Inseln Kreta und 
Rhodus ist das Ägäische Meer mit seinen reichen Inselfluren und zahllosen 
Buchten von dem Hauptmeere abgeschieden. Es bildet mit der Dardanellen 
Straße, dem Marmara=Meere und dem Bosporus zusammen einen der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer