Der Ozean.
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südwärts fließt und durch die Eisberge, welche er aus dem Norden nach Süden
führt, der Schiffahrt gefährlich wird. Von herrschenden Luftströmungen des
Atlantischen Ozeans sind besonders wichtig die Passatwinde, von den Eng
ländern geradezu Handelswinde genannt. Sie wehen beständig aus derselben
Richtung und mit gleicher Stärke innerhalb der Wendekreise und sind durch
diese Eigenschaft für die Schiffahrt ungemein wertvoll; im Norden des Aquator
wehen sie aus Nordost, im Süden aus Südost. Zwischen den beiden Passat
winden nördlich und südlich vom Aquator liegt die Region der Calmen
oder Windstillen. Gegensätze zu den nützlichen Passatwinden sind die von
Stürmen heimgesuchten Gegenden des nord- und südatlantischen Ozeans; nament
lich ist das Gebiet des Golfstromes von Wirbelstürmen heimgesucht, deren Be
wegung aber jetzt durch die Fortschritte der wissenschaftlichen Beobachtung hin
reichend erforscht ist, um ihre meisten Gefahren zu beseitigen. Die Tiefen
des Atlantischen Ozeans sind mehr als die anderer Meeresteile bekannt. Seine
bedeutendsten Tiefen erreicht er im westlichen Teile ungefähr zwischen den Azoren
und den Bermudasinseln. Die bedeutendsten unterseeischen Erhebungen zeigen
sich in der Umgebung der Azoren, nordwestlich von diesen bei der Beaufortbank
und weiter nordwestlich bei den Bänken von Neu=Fundland. Die größten bisher
gefundenen Tiefen übersteigen 6000 Faden (1 Faden = 1,82 Meter). Die
lebhafteste Verkehrsbahn durch den Atlantischen Ozean führt aus dem Kanal
von La Manche in südwestlicher Richtung auf Neu-Fundland zu. Etwas weiter
nördlich hiervon liegen die unterseeischen Kabel. Im südatlantischen Ozean mitten
zwischen Afrika und Südamerika liegt die Inselgruppe Tristan da Cunha, britisch,
mit etwa 100 Einw., einer der einsamsten menschlichen Wohnsitze.
Das Mittelmeer. Das Mittelmeer ist das wichtigste unter den Neben
meeren des Atlantischen Ozeans, mit diesem durch die Straße von Gibraltar
zusammenhängend. Dieses Meer ist hochwichtig für die europäische Geschichte
und Kultur. Es hat eine Oberfläche von etwa 2,9 Mill. gkm und ist selbst
wieder mit Seitenmeeren und großen Buchten versehen. Zunächst zerfällt es in
eine westliche und östliche Hälfte. Die westliche Hälfte wird durch die
Apenninen=Halbinsel und die Insel Sizilien sowie durch das Kap Bona deutlich
von der östlichen geschieden. In der westlichen Hälfte werden durch die balearischen
Inseln und durch Korsika und Sardinien wieder einzelne Meeresteile gebildet:
wischen den Balearen und Spanien das Balearische Meer mit dem Golf
von Valenzia; zwischen Korsika und dem Golf von Genua das Ligurische
Meer; zwischen Korsika und Sardinien einerseits, der italienischen Festlandküste
und Sizilien anderseits das Tyrrhenische Meer. Alle diese Meeresteile
namentlich die nördlicheren davon, sind ungemein frequent und auch allenthalben
von Dampfschiffkursen wie von unterseeischen Kabeln durchzogen.
Auch der östliche Teil ist ungemein reich gegliedert. Aus ihm zieht sich
zunächst weit nach Nordwesten das Adriatische Meer, durch die Straße von
Otranto mit dem Jonischen Meere verbunden. Es ist gegen 900 km lang
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und 220—260 km breit; die Westküste einförmig, die Osttuste inselreich. Haupt
häfen: Triest, Venedig, Brindisi, Fiume. Südlich vom Adriatischen Meer ist
in die afrikanische Küste das Syrten=Meer tief eingebuchtet. Der Meeresteil
östlich von diesem wird von den Griechen als Weißes Meer bezeichnet und
jener Teil des Mittelmeeres östlich von Kandia als Levantinisches Meer.
Charakteristische Teile des letzteren sind im Süden das große Gebiet der Nil
mündungen, im Osten die mehr und mehr versandende syrische Küste, im Norden
die Buchten von Iskanderun, Adalia und Makri. Durch die Inseln Kreta und
Rhodus ist das Ägäische Meer mit seinen reichen Inselfluren und zahllosen
Buchten von dem Hauptmeere abgeschieden. Es bildet mit der Dardanellen
Straße, dem Marmara=Meere und dem Bosporus zusammen einen der