Handelsgeographie. Amerika.
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Stillen Ozean besessen hatte, ging infolge des letzten Krieges verloren. Das
Land besteht zumeist aus Hochland, von den Gebirgsketten der Andes und Kor
dilleren durchzogen, zwischen welchen sich ausgedehnte Hochflächen befinden; ost
wärts fällt es der südamerikanischen Tiefebene zu und erstreckt sich weit in die
ruchtbaren Landschaften der Stromgebiete des Madeira (Zufluß des Amazonas
und des Pilcomayo (Zufluß des Paraguay). Die Bevölkerung besteht zur Hälfte
aus Vollblutindianern; der Rest aus Mestizen, Zambos und nur wenig Kreolen
und Weißen. Sprache spanisch.
Produktion. Die östlichen Gehänge und Thäler des Hochgebirgs sind
überaus fruchtbar und mit einer üppigen Fülle von Produkten ausgestattet.
Baumwolle, Indigo, Vanille, Kakao, Wein, Mais, Tabak, Kaffee, Zuckerrohr,
Arzneipflanzen (Chinarinde) gedeihen in diesen Thälern (Yungas); doch ist für
einen eigentlichen Bodenanbau fast nichts geschehen. Noch weiter gegen Osten,
wo die südamerikanischen Grasfluren beginnen, ist ein ergiebiges Feld für die
Viehzucht. Das Hochgebirge dagegen und die Hochebene ist reich an mineralischen
Schätzen: Silber (bei Potosi und Chuquisaqua), Kupfer, Eisen, Zinn, Blei, An
timon, Arsenik, Salpeter, Schwefel und Salz. Industrie fehlt dem Lande gänzlich.
Handel und Verkehr. Die Einfuhr (Fabrikate) kommt zumeist aus Eng
land (im ganzen für 1 Mill. Pfd. St.); zur Ausfuhr kommen Guano, Kupfer,
Chinarinde, Zinn und Silber; weniger Alpacawolle, Chinchillafelle und Kaffee;
zusammen etwas über 1 Mill. Pfd. St. Der Verkehr kämpft mit großen
Schwierigkeiten. Straßen fehlen; an Eisenbahnen sind erst 20 km (am Titicaca
in den letzten Jahren gebaut worden. Auf dem Madeira wird Dampf
see
schiffahrt vorbereitet. Der Verkehr nach dem Stillen Ozean muß über peruanische
oder chilenische Häfen.
Finanzen. Staatsschuld von 8 Mill. Mark, meist Eisenbahnanlehen.
Münze, Maß und Gewicht siehe den Abschnitt über Münz=, Maß- und
Gewichtskunde.
Wichtigste Handelsplätze:
Chuquisaqua (Sucre), 12 000 Einw., politische Hauptstadt im Inneren des
Landes; ansehnlicher Minenbetrieb. Potosi, 11 000 Einw., ehedem wegen ihres Sil
berreichtums weltberühmt, 12 700 Fuß hoch gelegen. Jetzt noch ist die Umgebung
sehr reich an Edelmetallen. La Paz, 26 000 Einw., Minenbetrieb; Landesprodukten
handel. Cochabamba, 14700 Einw., Minenbetrieb. Oruro, 7980 Minen.
Republik Peru.
1049270 gkm und 2,6 Mill. Einw., ungerechnet der wilden Indianer.
Das Gebiet der Republik grenzt an Ecuador, Brasilien, Bolivia, Chile und den
Stillen Ozean; es besteht aus einer Hochebene mit aufgesetzten Hochgebirgsketten
und langem, aber schmalem Küstensaume, welcher überdies wasserarm und heiß
ist. An großen schiffbaren Flüssen fehlt es im Westen; östlich von den Anden
senkt sich das Land in die Tiefe; hier sind die Nebenflüsse des Amazonenstromes
jetzt schon von Dampfern und Lastschiffen befahren. Die Bevölkerung ein Misch
volk, aus Indianern, Mestizen, Kreolen und Weißen, wenig für energische
Wirtschaftsthätigkeit geeignet und nicht im stande, die reichen Naturschätze zu
benützen. Die Sprache ist spanisch. Fortwährende Bürgerkriege haben die
Wirtschafts- und Kulturentwickelung des Landes gehemmt.
Produktion. Die sehr primitive Bodenkultur erzeugt Mais, Weizen, Quinoa,
Kartoffeln, Tabak, Wein, Zucker, Reis, Cochenille und Olivenöl, ferner Baum
wolle zur Ausfuhr. In den prachtvollen Urwäldern der östlichen Gebirgsthäler
finden sich wertvolle Werkhölzer, Farbholz, tropische Früchte, Arzneistoffe. Von