Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

Das Kaiserreich Brasilien. 
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Das Kaiserreich Brasilien 
aus 20 Provinzen bestehend, 8337 218 gkm und 12 Mill. Einw. umfassend. 
grenzt an alle südamerikanischen Staaten, Chile ausgenommen. Das Land wird 
von mannigfachen Gebirgen durchzogen und von dem Amazonenstrome mit seinen 
kolossalen Nebenflüssen, sowie im Süden von dem Parana, im Östen vom Rio 
de S. Francisko überaus reich bewässert. Die Küstengliederung ist eine ziem 
lich einförmige, nur an der Mündung des Amazonenstromes, ferner bei Bahia, 
Rio de Janeiro und im Süden bei Portglegre sind nennenswerte Einbuchtungen. 
Das Klima ist größtenteils ein tropisches. Der Produktenreichtum überaus 
großartig. Unter den 10 Mill. Einwohnern, welche in rascher Vermehrung be 
griffen sind, ist nur ein kleiner Teil Weiße, etwa 3¾ Mill., gegen 2 Mill. 
sind Neger, der Rest Indianer und Mischlinge. Die Bevölkerung ist sehr un 
gleichmäßig verteilt; die ausgedehnten Urwälderdistrikte nur von Indianern be 
völkert. Die Weißen meist an den Küsten. 
Produktion. Der Landbau ist vom Klima ungemein begünstigt, bearbeitet 
zwar bis jetzt kaum 1% der ganzen Bodenfläche und kämpft mit mancherlei 
Hindernissen, liefert aber doch dem Weltverkehr als Bodenprodukte: Kaffee, 
Zuckerrohr, Baumwolle und Tabak; auch in zunehmender Menge Weizen und 
Gerste und Kakao; im Süden werden europäische Obstarten gebaut. Die Vieh 
zucht hat ebenso wie die Landwirtschaft in neuerer Zeit Fortschritte gemacht. 
Schafzucht, Rindviehzucht sind ihre Hauptzweige. Letztere liefert von den Hoch 
ebenen des Inneren Massen an Häuten, Hörnern, Haaren und getrocknetem 
Fleisch. Die kolossalen Waldungen in dem Stromgebiete des Amazonas er 
zeugen Massen von wertvollen Hölzern aller Art. Die Gewässer der Küste 
sowie der Flüsse sind voll von vorzüglichen Fischgattungen, welche einen 
Hauptbestandteil der Volksnahrung ausmachen. 
Überaus reich ist das Land an Mineralien. In den Provinzen Minas 
Geraes und Rio=Grande befinden sich Diamanten; Gold kommt fast überall vor, 
hauptsächlich in Minas-Geraes und Matto-Grosso. Kupfer findet sich ebenfalls 
in großer Menge, wird aber noch wenig ausgebeutet, ebenso Eisen, Schwefel, Salz. 
Die Industrie ist noch in der Kindheit, nur in einigen der Küstenstädte 
finden sich Fabriken. In neuerer Zeit hat die Baumwollindustrie in den Küsten 
provinzen Aufschwung genommen. Fabrikation von Rum, Seife, Tabak, Seiler 
waren, Bijouterie-Waren sind die Haupt-Fabrikationszweige. 
Handel. Unter den Ausfuhrartikeln ist der Kaffee der wichtigste und 
Brasilien zur Zeit der bedeutendste Kaffeeproduzent der Erde. Es erzeugt un 
gefähr ebensoviel wie alle übrigen Länder zusammen. In den letzteren Jahren 
betrug die Ausfuhr an Kaffee 130—150 000 Contos (ein Conto gleich 2250 
Mark). Nächst dem Kaffee ist Baumwolle Hauptausfuhrgegenstand, ferner 
Zucker, Paraguay=Thee, Häute, Tabak, Gummi=Elastikum, Kakao, Goldstaub, 
Kastanien, Roßhaar, Farbhölzer und Edelsteine, vorzüglich Diamanten. Von 
letzteren wurden allein 1883 für 1287 Contos ausgeführt. Die Gesamt-Ausfuhr 
von Brasilien betrug zuletzt über 200 000 Contos und überwiegt den Einfuhr 
Haupteinfuhr=Artikel sind englische Baumwollwaren und andere 
Wert. 
europäische Fabrikate. Trotz des großen Reichtums an Produkten müssen einzelne 
Nahrungsmittel eingeführt werden. 
Verkehr. An Verkehrsmitteln ist das ungeheure Land noch arm. Das 
wichtigste ist der Amazonen=Strom, auf welchem sich in den letzten Jahren 
der Dampfschiffahrtsverkehr ungemein entwickelt hat. Ebenso auf seinen Neben 
flüssen. Da sich wertvolle Mineralien und Hölzer in der Nachbarschaft dieser 
Ströme finden, muß von Jahr zu Jahr die Schiffahrt steigen. Der wichtigste 
Zufluß des Amazonenstromes, der Madeira, ist wegen einer Reihe von Strom¬
	        
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