Amerika.
Handelsgeographie.
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Die Vereinigten Staaten.
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, 9 331 360 gkm mit 50 442 066
Einw., bestehen zur Zeit aus 38 eigentlichen Staaten, dem Bundesdistrikte
Kolumbia und 10 sog. Territorien. Die einzelnen Staaten und Territorien
siehe unten. Das große Gebiet ist von der Natur vorzüglich ausgestattet. Die
Gliederung der Küsten zwar keine reichliche, namentlich im Westen am Stillen
Ozean; aber im Osten doch mit einer hinreichenden Zahl guter Häfen. Der
ganze Osten ist mit Ausnahme der denselben durchziehenden Kette der apalachi
schen Gebirge flach und überall kulturfähig. Vom großen Stromthale des
.
Mississippi an erhebt sich der Boden sehr allmählich bis zur mannigfach ver
zweigten Kette der Felsengebirge. Westlich von dieser sind ausgedehnte Hoch
länder, gegen den Stillen Ozean zu abgeschlossen von der Hochgebirgskette der
Sierra Nevada.
Die Bewässerung des Landes ist, namentlich im Östen, eine sehr reich
liche. Fünf große Seen, der Obere See, Michigan=, Huron=, Erie- und Ontario
See finden ihren Abfluß in dem mächtigen St. Lorenzstrome. Von Nord nach
......
Süd durchströmt der Mississippi, der „Vater der Ströme", das ganze Gebiet
und empfängt gewaltige Nebenflüsse: den Missouri, Kansas und Arkansas von
Westen; den Ohio und Tenessee von Östen. In den Atlantischen Ozean er
gießen sich eine Reihe von Strömen, darunter für den Verkehr am wichtigsten
In den Stillen Ozean münden
der Hudson, Delaware, Potomak, Savannah.
der Kolumbia, Sakramento und der gewaltige, leider für die Schiffahrt un
brauchbare Colorado; längs der mexikanischen Grenze endlich strömt der Ric
Grande del Norte dem Golf zu. Über die Erweiterung dieses Wasserstraßen
netzes durch Kanäle s. u.
Bei der ausgedehnten Erstreckung des Gebietes von Norden nach Süden
und den verschiedenen Höhenlagen ist auch das Klima ein sehr mannigfaltiges
und gestattet den Anbau überaus verschiedener Produkte. Die Bevölkerung
der Vereinigten Staaten, zusammengewachsen aus Einwanderern der europäischen
Länder, hauptsächlich Briten und Deutsche, hat die einheimische Bevölkerung
bis auf wenige Reste verdrängt und ist in einer so lebhaften Zunahme be
griffen, wie kaum ein anderes Volk der Erde.
Landwirtschaft. Waldprodukte. Landwirtschaft wird hauptsächlich in den
östlichen und mittleren Staaten getrieben, aber in sehr verschiedenen Formen
und mit verschiedenen Produkten. Die eigentlichen Ackerbau=Staaten liegen
zwischen den kanadischen Seen, den Apalachen und dem Missouri. Hier sind
Mais und Weizen die Hauptprodukte. Die eigentlich amerikanische Bodenfrucht
ist der Mais. Tabakbau in den meisten Staaten, namentlich aber zwischen dem
34. und 40. Grad nördl. Br., Reis hauptsächlich in den sumpfigen Küsten
staaten des Südens, in Südkarolina und Georgia. Baumwollkultur in den
Staaten am Golf von Mexiko und in Georgia. Allerdings hat sie durch den
Bürgerkrieg und durch die Aufhebung der Negersklaverei ungemein gelitten; ist
aber jetzt wieder im Aufschwunge begriffen. Zucker in den Südstaaten, in
Louisiana, auch in Karolina, Florida, Tenessee; Hopfen in New=York; Hülsen
früchte in verschiedenen Staaten. Seidenzucht nur in Kalifornien. Wein ge
deiht in den meisten Staaten, wird aber vorzugsweise in Kalifornien gebaut.
Im ganzen gehören die Vereinigten Staaten zu jenen Ländern der Erde, welche
die reichsten Erträge des Bodens gewinnen. Großartig sind trotz mancher Wald
verwüstung heute noch die Produkte der Wälder. Der Norden produziert
hauptsächlich Bauholz, der Süden feine Werk- und Farbhölzer. Die ausge
dehnten Weidelandschaften liefern vielfach Viehfutter zur Ausfuhr. Die Vieh
zucht ist in lebhaftem Aufschwung und die Zahl der Tiere in enormer Zu¬