Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

I. Der Handel im Altertum. 
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falls wichtige Handelsartikel; aus dem Tierreich sind Pferde, Rinder, Häute und 
Wolle, Salzfische und Elfenbein die wichtigsten. Aus dem Mineralreiche edle 
und unedle Metalle, Salz, Bernstein u. a. Von Industrieartikeln brachte der 
griechische Handel Luxusgewebe, Baumwollstoffe, Glas- und Schmucksachen aus 
Phönizien, Leinwand, Papier und Tauwerk aus Agypten, Teppiche von Samos, 
Kypros. Griechische Kunst und griechisches Handwerk selbst liefexten dem Aus 
lande Waffen, Hausgeräte, Töpferwaren u. dergl. Die griechische Industrie 
konnte wegen Mangels einheimischer Rohstoffe zwar keine sehr mannigfache sein; 
doch zeichneten sich ihre Produkte durch den feinsten Geschmack und künstlerische 
Formvollendung aus. Auf das vorteilhafteste bekannt waren Waffen aus Attika, 
Böotien und Argos, Metallarbeiten aus Korinth und Sikyon, Hausgerät von 
Thon und Erz aus Attika, Aegina und Korinth, Gewebe aus Milet, Teppiche 
von Samos, Korinth und. Kypros. Mit Kunstwerken edelsten Geschmacks versah 
Griechenland die ganze damalige Kulturwelt. Auch der Sklavenhandel stand in 
Blüte, hauptsächlich auf dem Markte zu Delos. Gekauft wurden die Sklaven 
hauptsächlich in Phrygien, Skythien, Thrakien, Armenien und Medien. 
Die Eigentumsverhältnisse waren geordnet; das städtische Leben ließ manche 
neue, für den Handel wichtige Einrichtung rechtlichen und politischen Inhalts 
entstehen. Der Handel Griechenlands bildet den Übergang von dem einfachen 
Tauschhandel zum Kauf. Der Kredit war sehr mangelhaft entwickelt; häufig 
begleitete der Gläubiger den Kaufmann, welchem er zu seiner Unternehmung 
Geld gegeben, auf der Seereise. Die Zinsen waren hoch und betrugen in Athen 
10—36 %. Zur Vermittelung der Darlehen dienten die Wechsler, welche auch 
mit geprägtem und ungeprägtem Metall handelten. Für Geld und Gewicht 
war leidlich Sorge getragen. Münzgrundgewicht war das Talent, eingeteilt in 
Minen, Drachmen und Obolen. Gold war bis zur Zeit der Perserkriege selten 
von jener Zeit an lief es in größeren Mengen um; damit stiegen auch die 
Warenpreise sehr bedeutend. Es war hauptsächlich asiatisches Bargeld, welches 
nach Griechenland strömte. Eigene Wechsler besorgten das Umwechselungsgeschäft 
und nahmen Darlehenssummen zu mäßigen Zinsen, um sie gegen höheren Zins 
fuß wieder zu verleihen. 
Die griechische Staatskunst beschäftigte sich in mancher Hinsicht mit dem 
Handel. Es gab in allen griechischen Staaten sogenannte Proxenoi, ähnlich 
unsern heutigen Konsuln. Die einzelnen Staaten schloßen Verträge zur Er 
leichterung ihres Handels und zur Ordnung der Handelsgerichtsbarkeit. 
In 
Athen untersagten strenge Gesetze die Ausfuhr und den Zwischenhandel; Aus 
länder, welche in Piräus landeten, mußten 2/8 ihrer Getreidefracht dort ver 
kaufen. Für den Verkauf im Kleinhandel waren feste Preise obrigkeitlich be 
stimmt. Auch der Großhandel war polizeilich überwacht; für den Kleinhandel 
und Viktualienhandel sorgte die Marktpolizei. Die Schuldgesetze waren streng; 
Hinderlich wirkten einesteils politische Reibungen der griechischen Staaten, wobei 
nicht selten einer dem andern den Markt gänzlich sperrte, anderseits die hohen 
Gebühren für Benutzung von Häfen, Lagern und Märkten, und die Zölle, die 
verpachtet waren und von den Pächtern oft in einer schändlichen Weise ausge 
nützt wurden. Es gab Aus= und Einfuhrzölle, sowie Marktaccisen. 
Etrusker und Römer. Lange vor den Römern erscheinen in Italien die 
Etrusker als altes Kulturvolk, in mächtigen Städten wohnend. Sie trieben 
Landwirtschaft, Viehzucht und Bergbau, zeigten bedeutende industrielle Thätigkeit 
und standen in Handelsverbindung nicht nur mit den Karthagern und den grie 
chischen Kolonien, sondern auch mit nördlichen Völkern bis an das baltische 
Meer. Unter ihren Handelsplätzen sind Pisa und Kupra nennenswert. Etrurien 
lag an der Stelle des späteren toscanischen Staates. Aber auch die nördlich 
von Etrurien wohnenden Gallier waren keineswegs ohne Gesittung. Ihr Staats¬
	        
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