Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

I. Der Handel im Altertum. 
bald glänzende Fortschritte. Unter den wichtigsten Staatswesen Griechenlands 
hatte Sparta für den Verkehr geringe, Athen ungleich größere Bedeutung. 
Die Politik und Gesittung Spartas war dem Verkehr mit dem Auslande nicht 
gewogen; Gewerbe und Handel mißachtet. Ganz anders in Athen. Dieses, 
schon von Natur günstiger situiert, wurde zur griechischen See= und Handels 
macht, namentlich unter Perikles (bis 429 v. Chr.). Unter der Regierung 
Perianders wurde Korinth ein Haupthandelsplatz. Dem Festland folgten die 
Inseln: Delos, als viel besuchter Wallfahrtsort, ward auch Marktplatz; Agina, 
unweit von Athen, warf sich auf die Schiffahrt und die Metallindustrie und blieb 
fast 100 Jahre lang eine Seemacht. Auch Argos mit günstiger Verkehrslage 
erlangte unter Pheidon einflußreiche Handelsstellung. Eine wichtige Rolle in 
der griechischen Handelsgeschichte spielen die Kolonien, mit der dorischen Wanderung 
beginnend. Milet, Phokäa, Ephesus und Smyrna standen als Handels 
plätze obenan; unter den Inseln Chios mit berühmtem Wein, Chos, welches 
wertvolle Gewänder erzeugte, Lesbos reich an Marmor, Holz und Früchten, 
üdfrüchten und Industriewaren, Rhodus mit ausge 
Samos mit seinen S 
dehnter Schiffahrt und bekannt durch seine Seegesetzgebung. Am Hellespont 
entstanden Åbydos, Lampsakus, Heraklea, Byzanz und andere Städte 
auch in das schwarze Meer drang die Kolonisierung. Die dortigen Handels 
plätze kauften von den Einwohnern Vieh, Getreide, Schiffbauholz und andere 
Rohstoffe, auch Sklaven, und brachten ihnen dagegen Industrieprodukte, Wein, 
Südfrüchte u. dergl. Von den fernsten dieser Ansiedelungen gingen auch die 
Karawanenstraßen aus, welche den Griechen indische und andere asiatische Waren 
brachten. Giechische Händler zogen nordöstlich über den Aral nach Mittelasien; 
südöstlich ging der Handelszug am Oxus aufwärts nach Baktra, Indien und 
China. Am vorteilhaftesten wurde diese Verkehrsrichtung namentlich für Byzanz. 
Weniger hervorragend war die Handelsthätigkeit der westlicheren Kolonien. Die 
ersten derselben entstanden auf den jonischen Inseln; später auf der italienischen 
Halbinsel. Die älteste derselben ist Kumä; auch Sybaris, Kroton mit 
ihrem Luxus und ihrer Kunstentwickelung, Tarent in günstiger Verkehrslage 
und mit lebhafter Schiffahrtsthätigkeit waren blühende Kolonialstädte. Glänzen 
der noch Syrakus auf Sizilien, eine der reichsten Städte des Altertums mit 
großartiger Getreideausfuhr. Keine Pflanzstadt der Griechen hat ihre Bedeutung 
so lange bewahrt als Marsilia (Marseille). Sie gründeten 546 v. Chr. aus 
gewanderte Phokäer. Durch sorgfältige Bodenkultur und lebhaften Verkehr mit 
gallischen und nordischen Völkern bis nach dem fernen Thule, durch gute politische 
Einrichtungen und den Patriotismus ihrer Bürger, wurde Marsilia nach dem 
Sturze von Karthago die wichtigste Stadt der westlichen Hälfte des Mittel 
meers. Die spanischen Kolonisationsversuche waren minder glücklich; wertvoller 
dagegen wurde das 631 v. Chr. in der Nähe des heutigen Tripolis gegründete 
Kyrene durch den Export der mannigfaltigen afrikanischen Produkte. Durch 
all diese Kolonien verbreitete sich griechische Sprache und griechische Kultur an 
den Ufern des Mittelmeers; regsamer Verkehr hielt die Kolonien in beständiger 
Verbindung mit dem Mutterlande. Da sie nicht blos den Gewinn im Auge 
hatten, sondern den heimischen Sinn für das Edle und Schöne mit sich trugen, 
wirkten diese Kolonien veredelnd auf die fernsten Länder. 
Die Handelsartikel, mit welchen sich die Griechen beschäftigten, waren 
ungemein mannigfaltig. Getreide kam hauptsächlich aus Agypten, Sizilien und 
den Ländern am schwarzen Meer; Wein von den griechischen Inseln fand Ab 
satz in Ågypten wie bei nordischen Völkern; berühmt waren namentlich die 
Weine von Chios, Lesbos, Kypros, Lemnos, Rhodus u. a. Ol aus Griechen 
land ging nach dem Morgenlande; griechische Südfrüchte im Austausch nach dem 
Norden. Bauholz, Flachs und Hanf, Arznei= und Farbpflanzen waren gleich¬
	        
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