Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

I. Der Handel im Altertum. 
Republik, in welcher die Macht hauptsächlich in den Händen grundbesitzender 
Eine wohlhabende Mittelklasse fehlte; früh zeigten sich 
Adelsgeschlechter war. 
chon die Schattenseiten der Geldherrschaft. Die Landwirtschaft stand in hoher 
Blüte; auf industriellem Gebiet waren die Verfertigung von Metallwaren, Leder 
waren und namentlich der Bau und die Ausrüstung von Schiffen berühmt. 
Aber von dem friedlichen Handelsgeist der Phönizier hatten die Karthager wenig 
geerbt; durch ihre auswärtige Politik weht ein kriegerischer und treuloser Geist. 
Die Machtentfaltung der Karthager, von den Römern „Punier" genannt, richtete 
sich hauptsächlich nach den westlicheren Teilen des Mittelmeers, zumeist nach 
Spanien, wo sie sich zuerst an der Küste festsetzten, die Herrschaft über die alten 
phönizischen Städte erlangten, später aber auch ins Binnenland vordrangen, um 
die reichen Bergwerke auszubeuten. Auf Sardinien und Sizilien saßen sie 
wenigstens an den Küsten, während sie an den Küsten von Gallien und Italien 
nicht Boden fassen konnten. Selbst über die Meerenge von Gibraltar hinaus 
an den Westküsten von Europa hatten sie Niederlassungen. Im Bereich ihrer 
Kolonien behandelten sie den Handel als Monopol; doch gelang dies nur in 
der westlichen Hälfte des Mittelmeers; denn in der östlichen Hälfte dominierten 
damals die Griechen. Mit den Einwohnern der Goldländer am Nigerflusse 
trieben sie stummen Handel; ihr Landhandel erstreckte sich in das Innere Afrikas, 
jedenfalls in die Oasen und nach Oberägypten. Die Grundlagen der kartha 
gischen Macht bildeten blühende Landwirtschaft, eine mächtige Flotte und Armee 
und wertvolle Kolonien; aber grenzenlose Herrschsucht und die überwältigende 
Rivalität Roms stürzte das merkwürdige Staatswesen und vernichtete die glän 
zende Stadt, welche zur Zeit ihrer Blüte 700000 Einwohner hatte. Um 450 
v. Chr. war das karthagische Staatswesen zur höchsten Blüte gelangt; es be 
herrschte die Westhälfte des Mittelmeers. Aber ein wertvolles Stück fehlte noch 
in diesem Besitze: Sizilien. Und das Streben nach dem Alleinbesitz dieser 
Insel führte den Untergang der mächtigen Republik herbei. Die dortigen 
griechischen Kolonien hätten dem Reichtum und der Kriegsmacht Karthagos 
nicht lange standhalten können; aber ein gewaltiger Gegner trat den Karthagern 
in Rom auf. Die Eifersucht um Sizilien führte zu einem in Sizilien, Spanien, 
Italien und Afrika geführten furchtbaren Kampfe der beiden Republiken. Drei 
mal entbrannte dieser Kampf im ersten (264 v. Chr.), zweiten (221 v. Chr.) und 
dritten „Punischen Kriege“ (150 v. Chr.). Im ersten Punischen Kriege unter 
lag Karthago zur See; der zweite endete nach achtzehnjähriger Dauer und der 
Besiegung Hannibals mit dem Verlust von Spanien; der dritte währte vier 
Jahre und endete 146 v. Chr. mit dem Untergange der prachtvollen Stadt, 
welche, von Hasdrubal heldenmütig verteidigt, nach rasendem Verzweiflungs 
kampfe genommen ward. Siebzehn Tage brannte die eroberte Stadt; die Länder 
der Republik am Mittelmeer wurden hierauf römische Provinz. Ihr kommer 
zielles Leben erlosch nach und nach. Karthago, neu erbaut, wurde römische 
Provinzialstadt, später Hauptstadt des Vandalenreichs, 647 n. Chr. aber durch 
die Araber in einen Trümmerhaufen verwandelt. 
Griechen. In den ältesten Zeiten der griechischen Geschichte waren Industrie 
und Handel unbedeutend; Ackerbau und Viehzucht Haupterwerbszweige; und diese 
wurden meistens durch Sklaven betrieben. Was an ausländischen Produkten 
und Industrieerzeugnissen gebraucht wurde, brachten die Phönizier. 
Mit der 
dorischen Wanderung (1104 v. Chr.) gestaltete sich das griechische Wirtschafts 
leben regsamer. Es begann die Kolonisierung der kleinasiatischen Küste. Die 
dortigen Städte Mitylene, Smyrna, Magnesia, Milet, Ephesus ec. begannen 
lebhafte industrielle und Handelsthätigkeit, die auch auf das Mutterland zurück 
wirkte. Die inneren Landesteile blieben bei Ackerbau und Viehzucht, die Küsten 
landschaften warfen sich auf Handel und Schiffahrt. Letztere namentlich machte
	        
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