Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

I. Der Handel im Altertum. 
denselben, Gewebstoffe und Färberei sind hauptsächlich nennenswert. Die Purpur 
färberei verbreiteten sie an allen Küsten des mittelländischen Meers und hatten 
allenthalben ihre Fabriken, was sich aus dem kolossalen Luxus erklärt, der im 
Altertum mit Purpurstoffen getrieben wurde. Nicht weniger als 53 verschie 
dene Farbenabstufungen wußte man in Phönizien aus dem Farbstoff der Purpur 
schnecke zu bereiten. Die Webstoffe für die Färbereien gingen ebenfalls aus 
einheimischen Webereien hervor; es wurde Schafwolle, Baumwolle und Seide 
verarbeitet, nach assyrisch-babylonischen Vorbildern. 
Der phönizische Handel war ungemein vielseitig und eigentümlich darin, 
daß er jeden Gegenstand und jede Gelegenheit aufstöberte und zu verwerten 
wußte. Der Großhandel war hinsichtlich einzelner Waren Monopol einzelner 
privilegierter Personen, so namentlich der Getreide- und Purpurhandel. Ein 
Hauptbestreben ging dahin, die Edelmetalle in den Produktionsgebieten zu gewin 
nen. Durch die Phönizier kamen sie in die Handelswelt des Altertums und 
man findet den Geldgebrauch am ältesten und allgemeinsten in der Nähe von 
Phönizien. Ihnen wird auch das Zinsnehmen als Erfindung zugeschrieben. In 
Griechenland war es ein Hauptgeschäft der dortigen Phönizier, Schiffe und 
Ladung gegen hohe Zinsen zu beleihen. Hauptsächlich scheinen sie das Bank 
geschäft (Umwechselung und Leihgeschäft) betrieben zu haben. Die phönizischen 
Städte waren der bedeutendste Edelmetallmarkt des Altertums. Silber scheint 
hauptsächlich aus Tarsis, Gold aus Arabien gekommen zu sein; Zinn aus 
Spanien und Britannien; Kupfer aus Phönizien, Syrien und den Kolonien. 
Neben Edelmetallen waren Sklaven wichtiger Handelsgegenstand. Syrische und 
griechische Sklaven waren namentlich beliebt und der Gewinn aus diesem Ge 
schäfte ein sehr großer, da die Sklaven wohlfeil gekauft und sehr teuer verkauft 
wurden. Wein, Ol, Gewürze und Spezereien aus Arabien und Indien, Weih 
rauch, Zimt waren ebenfalls gewinnbringende Handelsgegenstände; ferner Fische 
aus dem schwarzen Meere, Wolle und Leder für die industrielle Verarbeitung, 
fertige Kleidungsstücke, Vieh u. a. Schließlich sammelten sich in den Speichern 
der phönizischen Kaufleute die Waren aus allen Handelsplätzen der Mittelmeer 
länder an, um von hier aus nach allen Richtungen wieder verteilt zu werden. 
Der ägyptisch-phönizische Handel war besonders alt, und es waren namentlich 
die kunstvollen Industrieprodukte der Agypter auch Gegenstand des phönizischen 
Handels; desgleichen auch das ägyptische Getreide. Mit den thätigen Arabern 
bestand ein sehr lebhafter Verkehr über die Landenge von Suez. Mit den 
Sabäern teilten sich die Phönizier in den Handelsweg nach Südosten. Aber 
auch zu Lande ging der phönizisch-arabische Handelszug nach Mesopotamien. 
Von Babylon aus bezog man dessen Gewebstoffe und Luxuswaren. Außer 
Transitwaren kamen aus Arabien hauptsächlich Vieh, Felle und Wolle. Mit 
dem arabischen Handel hing auch der äthiopische und indische zusammen, ins 
besondere die berühmten Fahrten nach dem Goldlande Ophir. Wo dieses 
Ophir zu suchen ist, ist heute noch zweifelhaft; eine Meinung verlegt es nach 
Hinterindien, eine andere nach der Ostküste Afrikas. Sicher ist, daß König 
Hiram von Tyrus mit König Salomo gemeinsam eine Expedition nach Ophir 
unternahm, welche mit einem sehr bedeutenden Gewinn zurückkehrte, nachdem sie 
drei Jahre unterwegs gewesen. Nach den Euphratländern führten aus Phönizien 
mehrere Handelsstraßen; und außer den babylonischen Industrieartikeln bezog 
man auf denselben auch indische Waren. Exportiert wurden in jener Richtung 
europäische Produkte, Bauholz, Wein und Ol. Andere Handelszüge gingen nach 
Armenien, welches Pferde und Sklaven lieferte, nach den goldreichen Ländern 
am Pontus und nach Palästina, welches Bodenprodukte sandte, und wo merk 
würdigerweise phönizische Handelsthätigkeit dominierte. Unter den westlichen 
Handelsgebieten sind namentlich Griechenland, noch mehr die Kolonialländer in
	        
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