Full text: Handbuch der gesamten Handelswissenschaften für ältere und jüngere Kaufleute, sowie für Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter (1)

I. Der Handel im Altertum. 
I. Der Handel im Altertum. 
Die Anfänge des Handels reichen in vorgeschichtliche Zeit zurück. In den 
einfachsten Kulturzuständen, als noch jede Familie bloß für den eigenen Bedarf 
sorgte, waren Handel und Verkehr weder notwendig, noch möglich. Die Fort 
schritte der Völker und Stämme von der ungeregelten Wirtschaft einfacher Jäger 
und Fischerhorden zum Betrieb der Viehzucht und endlich zu dem eines seßhatten 
Ackerbaues konnten gewiß nur sehr langsam geschehen, vielfach durch Fehden 
Raubkriege, verheerende Elementarereignisse und wirtschaftliche Notstände unter 
brochen. Während dieser Fortschritte mußte die Ansammlung von Kapital, die 
Teilung der Arbeit zunehmen; die Erzeugnisse menschlichen Fleißes wurden immer 
mannigfaltiger; damit wurden zuerst die einzelnen Familien, allmählich auch 
ganze Ortschaften und Landstriche immer mehr auf den Austausch ihrer Pro 
dukte angewiesen. Erst nachdem man angefangen hatte, seßhaften Ackerbau zu 
treiben, konnten Städte entstehen, ursprünglich als Schutzwälle gegen die schwei 
fenden Jäger= und Nomadenstämme. Hinter ihren Mauern fing das industrielle 
Gewerbe an, sich zu entwickeln. Der Fortschritt vom Ackerbaustaat zum Staate 
mit voller gewerblicher Ausbildung konnte auch nur langsam geschehen. Immer 
weiter schritt die Arbeitsteilung; mehr und mehr strebten die Völker darnach, 
von der Natur unabhängig zu werden. Mit der Ausbildung städtischen Gewerbes 
mußte der Handel, anfangs in bescheidenem Umfange, aufblühen. 
Die fortschreitende Technik gestaltete immer mannigfachere Produkte und 
machte damit den Handel notwendiger und lohnender, so daß er nach und nach 
selbständiges Gewerbe werden mußte, während vorher Produzenten und Kon 
sumenten der Waren selbst den Austausch besorgt hatten. Fortschritte der Schiff 
fahrt erweiterten das Gebiet des Verkehrs und machten die Völker unabhängiger 
von dem langsamen, umständlichen und teuren Landtransport. Gemünztes Geld 
welches freilich nur sehr allmählich an die Stelle älterer minder vollkommener 
Tauschwerkzeuge trat, erleichterte den Umlauf der Werte. Gleiches that der Kredit, 
der auch nur langsam mit der zunehmenden Ordnung der Rechtszustände wirksam 
werden konnte. Alle wirtschaftlichen Mächte erstarkten durch wechselseitige Wir 
kung. So finden wir endlich in jenen Zeiten, von denen uns eigentliche Ge 
schichte, nicht mehr bloße Vermutung, Kenntnis gibt, ausgedehntere Handels 
beziehungen: es erscheinen bis zum Schlusse des Altertums, teils nacheinander, 
teils nebeneinander, eine Reihe großer Kulturvölker, jedes mit eigentümlichen 
Verhältnissen und Schicksalen. Diese Völker sind die Agypter, die Inder, die 
Babylonier und Perser, die Phönizier, Griechen, Karthager und Römer, 
Agypten, dieses älteste Kulturland der Erde, reich befruchtet durch den 
fetten Schlamm, welchen die jährlichen Überschwemmungen des Nil zurücklassen. 
erscheint schon Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung als wohlgeordneter Acker 
baustaat. Die dem Lande durch die Natur gegebenen Grundlagen seiner Wirt 
schaft ließen das Volk erkennen, daß Landbau seine Stärke war. Frühzeitig auch 
findet man feste Gliederung der Kasten. Priester und Krieger, Ackerbauer, Hand 
werker und Hirten bildeten geschlossene Kasten. Später traten noch andere hinzu, 
Dem Boden wurden mit geringer Mühe reichliche Ernten an Weizen, Korn 
Gerste und Flachs abgewonnen; auch Baumwolle ward kultiviert. Die Byblus¬
	        
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