Ueber Warrants und die Organisation des Waarenkredites.
Gefahr hervor welche nicht mit dem Waarenlombard
an sich, sondern mit einem unter diesen besonderen Ver
hältnissen gewährten Waarenlombard verbunden ist. Mit
Hilfe des Lombardkreditnehmens wird die Haussekonjunktur
für den Preis einer Waare zu lange oder in zu hohem
Maße erhalten, oder was dasselbe sagt, die Baisse zu
lange und in zu großem Umfange gegenüber dem be
rechtigten Einfluß der reell veränderten Marktverhältnisse
gehindert. Hier wirkt der Waarenkredit antiökonomisch
hemmt den nothwendigen Umschlag der Preise, dadurch
den Absatz und Konsum, befördert, ermöglicht mitunter
allein, die Fortdauer der Spekulation in falscher Richtung
und ruft dadurch einen zwar späteren, aber nur um so
plötzlicheren, heftigeren und stärkeren Rückschlag, eine
„Krise" im Waarengeschäft hervor, welche leicht genug
und bei der heutigen Kreditverkettung nur zu leicht eine
wahre Kreditkrise wird'
Wesentlich in Uebereinstimmung mit Vorstehendem,
jedoch die Beleihung von Waarenvorräthen mittelst Noten
gänzlich verwerfend, äußert sich ein anderer volkswirth
schaftlicher Schriftsteller 4), dem nachmals an der Schöpfung
des Gesetzes über die Reichsbank ein hervorragender An
theil zufiel. „Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe,
welche das Bankgeschäft bei der Kreditgewährung auf
Waaren zu erfüllen hat, gleichviel ob dieselbe im Wege
direkter Belehnung von Waaren oder Warrants, oder
im Wege der Diskontirung von Wechseln geschieht, die
lediglich zu dem Ende geschaffen werden (Geldbeschaffungs
wechsel), um den Verkauf der Waare länger hinaus
schieben und die Preise hochhalten zu können. Für das
Bankgeschäft hängt von dem Preislaufe der Waaren die
Sicherheit seiner Lombards, der Werth seines Wechsel
portefeuilles ab. Es hat daher die Aufgabe, bei der
*) Dr. Otto Michaelis, die wirthschaftliche Rolle des Spekulations
handels, in den „Vermischten Schriften" Berlin, 1873, 2. Band,
Seite 79 u. ff.