Full text: Deutsche Rechtsalterthümer (2)

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verbrechen. strafe. an ehre. 
musten in gegenwart der weiber und kinder, unter dem schall 
eines hornes, eine strecke ackers pflügen; 1763 verboten, aber 
noch 1829 zu Beek bei Nimwegen vollzogen. konst en letter 
bode 1829 nr. 8. ausland 1829 nr. 64, vgl. Kok vaderlandsch 
wordenbook f. v. wijvenplagers. Landgraf Ludwig von Thüringen 
spannte feine halsstarrigen edelleute in den pflug und ackerte 
mit ihnen ein feld. Bauern in pflug gelpannt. Geijers vorr. 
V 
zu sv. vif. XLVIII, junge mädchen. Flögel grot. com. p. 220. 
Andare in fulla carreta: coltume era nel reame di Francia, 
che l'uomo, che era giudicato desler disonorato e guasto, li andava 
in lulla carreta, e l'avvenille che campalle la morte, giammai 
non trovava chi voleffe ulare nè stare con lui per niuna condi 
zione. cento nov. ant. 27. 
6. Eselritt. 
Eine frau, welche ihren mann geschlagen 
hatte, muste rückwärts auf einem esel reiten und delsen schwanz 
haltend durch den ganzen ort ziehen. Dieler gebrauch herlchte 
namentlich zu Darmstadt und in den umliegenden katzeneln 
bogischen ortschaften; der dazu dienende elel wurde von den 
herrn von Frankenstein zu Bellungen *) gehalten und, wenn 
lich der fall ereignete, mit einem boten nach Darmstadt, Pfung 
stadt, Niederramstadt u. in andere dörfer gebracht. Hatte die 
frau den mann hinterlistig, ohne daß er fich wehren konnte, 
geschlagen, so führte der frankenlteiner bote den esel, war er 
hingegen in offener fehde von ihr besiegt worden, muste er den 
esel selbst leiten. Wenk 1, 519 hat urkunden von 1536 und 
1588; im 17. jh. erlischt die gewohnheit. Sie galt auch in 
Oberheflen, der amtskeller zu Homburg an der Ohm berichtete 
1593 nach Marburg, die frau, welche ihren mann geschlagen, 
müße altem brauch zufolge auf einem efel reiten, und der mann, 
der sich schlagen laßen, den efel leiten. Wenk 1, 521. Ohne 
zweifel findet lich diese strafe noch an andern orten und nicht 
** 
allein für die Ichlagende frau, sondern auch für ehbrecherinnen 
*) die stadt Darmstadt entrichtete jährlich zwölf malter korn nach 
Besfungen, die den herrn von Frankenstein als inhaber des efelslehens 
zufielen. Vermuthlich war Beslungen in alter zeit der litz des gau 
gerichts. 
**) vgl. oben f. 450 per vicum verbere agit.
	        
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