Full text: Deutsche Rechtsalterthümer (1)

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einleitung. symbole. ohr. 
des lymbols für Baiern nicht zu bezweifeln ist und man sich 
freuen muß, darin einen belondern zug festzuhalten, der es von 
allen übrigen deutlchen rechten unterscheidet Es wird darum 
auch falt immer hinzugefügt: more Bajoariorum. [Doch sieh 
notizenbl. 6, 287: more teutonicorum tactu aurium.) Ripuarien 
und vielleicht das übrige Franken wendet das ohrpfetzen bloß 
auf kinder an, neben den eigentlichen zeugen, nicht auf diese 
felbst; in Sachsen, Friesland, im Norden weder gesetzliche noch 
urkundliche spuren eines dieser gebräuche. Belege bieten sich 
in bairischen (und östreichischen) diplomen bei Hund, Meichel 
beck, Ried, Pez u. a. auf beinahe allen blättern dar, ich will 
einige auslefen: teltes per aures tracti. Meichelb. 8 (unter 
Pippin und Tassilo, zwischen 749 u. 764); ipsi omnes per aures 
tracti. ib. 15 (nach 764); teftes per aurem tracti, ut Bajo 
ariorum mos declarat. ib. 42 (764-784); testes usu Bajo 
ariorum per aures ex utriusque partibus tracti, ut amplius 
examen firmum esset. Hund 3, 322 (a 802); t. tr. p. a. 
Meichelb. 866 (nach (875); testes ficut mos eft Bajoar. p. a. tr. 
ibid. 1033 (nach 938); testes isti tr. sunt p. a. ibid. 1146 (vor 
1006); hujus rei funt testes licut mos est tr. p. a. ibid. 1159 
(nach 1006); testes p. a. tracti, qui viderunt et audierunt 
haec. Lang reg. 1, 102 (a. 1035) [Bamberger urk. a. 1070. 
Jo. Fr. Gruner opuscula. Cob. 1760. 1, 214]; MB. 4, 13 (a. 
1094); Ludewig 4, 194 (a. 1096). 4, 207 (a. 1099); [principes 
per aurem tracti. MB. 1, 166; so auch 4, 409. 412 (a. 1141); 
quos ipse dux per aures traxit. ibid. 8, 406 (sec. 12.);] urkunde 
von 884 in Lucca bei Muratori ant. Est. 1, 239: vier zeugen 
mit dem beilatz: ex genere bavarico per aurem tracto teltis. 
Auszumitteln bleibt, ob in allen fachen, wo zeugen erschienen, 
das zupfen für nöthig erachtet wurde; hiernächst, wann die ge 
wohnheit abkam? Bis ungefähr 1180 scheint fie geherrscht zu 
haben, im 13. jh ist sie fast verschwunden*). Keine deutsch 
*) Weftenrieder im glossar p. 28 behauptet, daß sie noch in urk. 
des 13. 14. jh. häufig ftehe; ift das kein druckf., so follte es wenigstens 
heißen: selten. Ich habe kein beispiel angemerkt sdoch fieh eine urk, 
des klofters Michelfeld von 1270. Lang bair. jb. 335. 336]. Bei Meichelb. 
find die urk. nr. 1246. 1247 (a. 1058) die letzten, worin teftes per aures 
tracti vorkommen.
	        
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