Die interdicta de vi. §. 1848.
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worden oder abhanden gekommen war, sofern er etwa
einem peinlichen Verhöre hatte unterworfen*) oder in
einem Civilprocesse als Zeuge benutzt werden sollen oder
zum Erben eingesetzt war.
L. 6 h. t.:
Paul. lib. 17. ad ed. In interdicto Unde vi tanti con
demnatio facienda est, quanti intersit possidere: et hoc
iure nos uti Pomponius scribit, id est tanti rem videri,
quanti actoris intersit: quod alias minus esse, alias
plus: nam saepe actoris pluris interesse hominem re
tinere, quam quanti is est, veluti cum quaestionis ha
bendae aut rei probandae gratia aut hereditatis adeun
dae intersit eius eum possideri.
Zu Pomponius Zeit war es also anerkanntes
Recht, daß der Werth des Besitzes als solchen sich nicht
mit dem Sachwerthe decke, wie es noch Servius ge
837)
lehrt hatte
Es ergiebt sich zugleich aus l. 6 cit. sowie aus 1. 1
§. 41 cit., daß unter der aestimatio der gestorbenen
Sklaven und dem pretium des verbrannten Landhauses
oder sonstigen Gebäudes in 1. 1 §. 35 und bei Paul. V
6, 8 nicht der Sachwerth gemeint sein kann, sondern das
Interesse.
14. Die mit dem Unde vi verfolgbare Dejection
stellt sich dar als eine wegen ihrer Gemeingefährlichkeit
schwere Rechtsverletzung, die wenigstens in vielen Fällen
eben deshalb auch strafrechtlich, und zwar mittels eines
iudicium publicum, geahndet wurde.
Diese Natur der Dejection mußte Anlaß geben zu
Zweifeln hinsichtlich der Statthaftigkeit des Interdictes
36) Vgl. 1. 23 §. 4 D. ad leg. Aquil. 9, 2.
37) L. 3 §. 11 D. uti poss. 43, 17 (s. unten §. 1850 Ziffer 7
vor N. 82a).