die Adrisgeschlechter im bairischen ValKsrecht.
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VI.
Die Agilolfinger, behaupten sehr viele, insonderheit Mederer
und Hormayr, seien ursprünglich ein fränkisches Geschlecht gewesen"):
Freyberg leitet ihre Herkunft von den Gothen oder Herulern ab;
wie dem auch sei: jedesfalls gilt das Geschlecht im Volksrecht als
einheimisch, und ist durch Urkunden des achten Jahrhunderts in
dieser Eigenschaft anerkannt; denn Tassilo mit seinen Anverwandten
und Genossen wird in der oben S. 265 erwähnten Urkunde als
Markgenosse und Geschlechtshaupt genannt, und Wicterb, Abtbischof
von S. Martin (in Tours?) heißt in den Annales Petaviani ad
a. 756 Baugoarius genere Heilolvingus senex et plus
quam octogenarius; Mon. 88. I, 18. III, 170.
Das Agilolfingerstammgut, sagt Pallhausen, war Vöring, En-
sing, Dieng (Deoinga) bei Erding, und außerdem in der Umge-
gend von Regensburg und Straubing. Ich weiß nicht worauf sich
diese Behauptungen gründen; aber in der Umgegend von Vöring
war allerdings, wie das oben angeführte Document bestätigt, Agi-
lolfinger Mark. Aus der Confiscation des herzoglichen Besitzes
nach Tassilos Verurtheilung25) erklärt sich ohne Zweifel, daß Vö-
ring königliche Domäne geworden ist,
Trad. Frising. I n. 729 a. 864 in publico placito in
curte dominico qui vocatur Feringa,
und sich später im Besitz des Königs Arnulf findet, welcher dieses
stattliche Gut seiner Ehefrau zum Witthum ausgesetzt hat.
Mon. Bote. XXVIIP, 135 Urkunde von Ludwig dem Kind
für Freising a. 903 curtem quandam Veringa nuncupatam
cum pertinentiis suis, quam venerabilis mater nostra Ota
praeceptali tenore a beato genitore nostro Arnolfo Caesare
Augusto optinuisse constat, et in praesentia . . . fidelium
nostrorum in manum regalitatis nostrae reddiderat, jure
auctoritatis nostrae ad praefatam ecclesiam 8. Genitricis Dei
Mariae dedicatam . . . delegavimus — dazu die Bestätigung
24) Die scheinbarsten Belege, welche Mederer anführt, sind unter anderen:
die Stelle bei Paulus Diaconus, wo Herzog Garibald in Bezug auf König
Chlotar I. unus ex suis genannt wird, und die Stelle bei Fredegar, wo der
fränkische Große Chrodoäld de gente nobili Ayglolfinga heißt.
25) cf. Mon. 88. I, 43.
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