Full text: Kritische Ueberschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (Bd. 6 (1859))

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Kurze Anzeigen.

fluthung des alten römischen Reiches ein providentielles Ereigniß
gewesen, und daß Europa die Anerkennung und Ausbildung der
individuellen und politischen Freiheit vorzüglich der Einwirkung des
germanischen Geistes und Charakters weit mehr als dem Christen-
thum zu verdanken habe.
2) Den Katholicismus. „Das Chriftenthum und die
Germanen sind die wesentlichen Elemente der modernen Civilisa-
tion." Die Germanen hielten das Christenthum aufrecht und le-
bensfrisch, und das Christenthum übernahm die moralische und
anfangs auch die intellectuelle Erziehung der Germanen. Ohne
die Germanen wäre das Christenthum in Europa wieder unterge-
gangen oder in orientalische Dumpfheit versunken, ohne das Chri-
stenthum wären die Germanen in Berührung mit der demoralisir-
ten römischen Welt in Frevel und Laster verdorben. Damit die
Kirche ihre große Mission der Erziehung jugendlicher Völker er-
fülle , nicht alle Völker feindlich wider einander stehen, war höchste
Autorität und Einheit nöthig, und das Papstthum war beides.
Sehr lehrreich und schön ist das Ungenügende der bischöflichen
Aristokratie im fränkischen Reiche geschildert, und sind im Ge-
gensätze dazu die moralischen Verdienste der römischen Bischöfe um
die Gesittung der Welt hervorgehoben, welche das Emporsteigen
der päpstlichen Macht begründen und für die damalige Zeit recht-
fertigen.
3) Die Araber. Mit Nachdruck werden die civilisirenden
Elemente des Islam hervorgehoben und Mahomed wider die un-
kritischen Vorurtheile unserer früheren Literatur in Schutz genom-
men. Auch dem Islam wird eine berechtigte Mission zugeschrieben
sowohl für die orientalischen Völker, als zur Erhaltung der ein-
heitlichen Gottesidee für die Menschheit. Aber wie die politische
Einigung des romano-germanischen Reiches unter den Karolingern
nicht von Dauer war, sondern dieses in neue größere Zahl politi-
scher Körper während des Mittelalters aus einander fiel, so gelang
es auch den Arabern nicht, in dem Kalifat eine dauernde Eini-
gung zu finden, und sowohl religiös als politisch trennten sich die
Muselmänner. Damit war die Welt von der Einseitigkeit eines
Systems gerettet.
4) Das Byzantinische Reich. Mit wenigen aber gro-
ßen Zügen wird die gealterte und untergehende Civilisation des

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