Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung (Bd. 24 (1903))

13.15. Goldmann, Emil, Die Einführung der deutschen Herzogsgeschlechter Kärntens in den slovenischen Stammesverband

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Literatur.

Dt. jur. Emil Gold mann. Die Einführung der deutschen
Herzogsgeschlechter Kärntens in den sloyenischen Stam-
mesverband. Ein Beitrag zur Rechts- und Kultur-
geschichte (A. u. d. T.: Untersuchungen zur Deutschen
Staats- und Rechtsgeschichte, herausgegeben von Dr.
Otto Gierke, Professor der Rechte an der Universität
Berlin, 68. Heft.) 8 (X und 247 S.). Breslau 1903,
Verlag von M. u. H. Marcus.
Paul Puntscharts Untersuchung über die „Herzogseinsetzung
und Huldigung in Kärnten“ (vgl. diese Zeitschrift XX. Germ. Abt. 8.807)
hat zunächst der Kritik zu eingehender Erörterung des ihren Gegen-
stand bildenden Brauches Anlaß gegeben. Jetzt haben wir uns mit
einer diesem gewidmeten weiteren Monographie zu beschäftigen,
welche die viel behandelte Frage unter einem neuen Gesichtspunkte
betrachtet. Ihr Grundgedanke gelangt in ihrem Titel zu prägnantem
Ausdruck. Goldmann weist die Bedeutung der Besitzergreifung des
Kärntner Herzogtums lediglich dem Akte der Besteigung des Herzogs-
stuhles zu (S. 35f.); in der merkwürdigen Fürstenstein-Zeremonie er-
blickt er eine Umbildung der altslovenischen Stammesweihe (8. 115),
die dem Zweck „der feierlichen Aufnahme des stammfremden deutschen
Herzogs in den slovenischen Stammes verband“ (S. 241) dient. Am
Fürstenstein wird der vom König gesandte Landfremde zum Volks-
genossen gemacht, durch das Besteigen des Herzogsstuhls tritt der neue
Volksgenosse die Herrschaft an. Das ist die These, welche der Ver-
fasser der bisher allgemein geltenden Auffasssung gegenüberstellt.
Denn wie sehr auch immer die Meinungen über die Bedeutung der
Zeremonie beim Fürstenstein1) auseinander gingen — sie stimmten
darin überein, daß sie die Übertragung der Herzogsgewalt zum Gegen-
stände habe.
Wohl ausgerüstet hat der Verfasser seinen Angriff gegen die
geltende Lehre unternommen. Durchweg legen seine Ausführungen von
Scharfsinn und Gründlichkeit Zeugnis ab. Er läßt es sich nicht ver-
drießen, auch von entlegenster Stelle das Material zur Aufführung
seines Baus herbeizuschaffen und lieber zu viel als zu wenig zu tun.
Seine anregend und lebhaft geschriebene Untersuchung bedeutet ver-
möge der allseitig eindringenden Betrachtung ihres Gegenstandes unter
allen Umständen eine wesentliche Förderung der Sache. Ihr Haupt-
ergebnis betreffend ist Referent allerdings der Meinung, daß dasselbe
nicht geeignet ist, die bisherige Anschauung zu verdrängen.

l) Ihr Verlauf ist in dieser Zeitschrift a. a. O. 8. 308 f. geschildert
worden.

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