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Rudolf His,
von den Bearbeitungen des Edikts l), zunächst nur das schon
erwähnte Straßburger Kapitulare2) von 1019 zu nennen. Das
Gesetz wurde auf einem Reichstage erlassen, der von italieni-
schen Großen besucht war und sich mit den italienischen
Verhältnissen beschäftigte, und darf daher als italienische
Quelle gelten. Die nächsten Belege für den Frieden begegnen
dann erst in den Statuten des 13. Jahrhunderts.3) Aus der-
selben Zeit stammen die ersten Angaben der französischen
Rechtsquellen. Doch findet sich eine undeutliche Notiz aus
dem französischen Sprachgebiet bereits im 11. Jahrhundert.4)
Seit wann läßt sich nun der Friede in den deutschen
Landen nachweisen? Belege aus dem deutschen Sprach-
gebiet haben wir erst für die Mitte des 12. Jahrhunderts5),
und zwar aus Flandern.6) Bald darauf wird der Friede auch
in den Beichsgesetzen erwähnt, zuerst in der Constitutio contra
incendiarios 1186 (Const. 1 Nr. 318 § 18), wo ganz deutlich
hervortritt, daß die Treuga nur auf bestimmte Zeit her-
gestellt wird.7)
Im. Jahre 1234 erging ein Reichsweistum über den Be-
weis des Friedensbruches (Const. 2 Nr. 318), und am Tage
nach diesem Weistum wurde das Frankfurter Reichsfriedens-
gesetz (ebenda Nr. 319) verkündet, das neben dem Beweis-
verfahren auch die Strafe für den Bruch der Treuga fest-
sezt. Eine ausführliche Regelung erfährt der Friede dann im
Mainzer Landfrieden von 1235 (Const. 3 Nr. 279 § 10) und in
den ihm nachgebildeten späteren Reichslandfriedensgesetzen.
') Liber Papiensis (Mod. Germ. LL. 4, 425). In der Urkunde von
856 (Mon. hist, patriae 13 Nr. 996) bezeichnet treum wohl nicht einen
Frieden im technischen Sinne. — * *) 8. o. 8. 149. Das Gesetz ist in
den Liber Papiensis (Mon. Germ. LL. 4, 583) aufgenommen worden. —
*) 8. o. 8. 149 Anm. 2. — *) Gesta episcop. Camerae, ad a. 1023 MG.
88. 7,481. — *) Unsicher ist die Erwähnung des Friedens in der
Handfeste Herzog Sobieslaws II. für die Deutschen in Prag ca. 1178 §6
(Rößler, Altprager Stadtrecht 188): qui pacem fregerit .. Gerade in den
böhmisch-mährischen Rechten wird der Friede häufig als pax bezeichnet.
8. o. 8. 149 Anm. 3. — *) Keure von Poperinghen ca. 1147 § 18 (Warn-
könig 2 Nr. 188): Si inter iuratos (Gemeindegenossen) aliqua discordia
orta fuerit, iustitiarius .. debet pacem exigere. — Keure der vier großen
Städte 1176 § 13 (ebenda 1 Nr. 12): quicunque duobus scobinis .. inducias
pacis, que .. treuge dicuntur, de qualibet discordia dare noluerit .. —
T) ut quicunque treugas alicui dederit, .. contradicere eas ante terminum
statutum nequaquam possit.