Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Germanistische Abteilung (Bd. 35 (1914))

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Konrad Beyerle,

reichen. Zu dem, was bis jetzt R. Kötzschke auf Grund
westfälischen, besonders Werdener Materials Vorbringen
konnte1), stellen sie eine willkommene Ausweitung des
Gesichtskreises dar. Sie zeigen, daß Kötzschke darin
nicht recht hatte, wenn er das räumliche Gebiet der Heer-
bannlast der Liten im wesentlichen auf die westfälischen
Sachsenlande beschränken zu müssen glaubte.2) Genau
in derselben eigentümlichen sachlichen Verbindung, wie
in der Grundherrschaft des Klosters Werden, treffen wir
die dort als Heerschilling und Heermalter auftretenden
Litenabgaben in der Villikation an, die das Halberstädter
s. Bonifaziusstift seit alter Zeit in dem heute wüsten Dorf
Zwiliken (bei Schöppenstedt) besaß.3) Eine Urkunde von
1174 und ein Urbareintrag berichten das Folgende.4) 1174
mußte sich der Propst des Stifts dazu bequemen, alles Stifts-
gut, das er außer der ursprünglichen Ausstattung der
Propstei an sich gezogen hatte, den Kanonikern zu über-
lassen. Es heißt da:
. . Ob spem eterne renumerationis ac pre dilectione fratrum
omnes villicationes ecclesie cum universali utilitate in villis, in areis,
in molendinis, in agris, in pratis, in silvis, in litönibus, in litonissis, cum
omni jure ipsorum, quod vocatur bumede et buleve et herscolde, cum
officiatis claustri et omnia, exceptis reditibus, quos fundator ejusdem
ecclesie a prehendis fratrum in prima ordinatione segregatim usibus
prepositorum designavit, providentie ac dispositioni fratrum et ipsorum
successorum inmutabiliter imperpetuum contradidi . .
Hier tritt zunächst eine als Hccrschuld bezeichnete
Abgabe von Liten auf, ohne daß wir über ihre Natur etwas
*) R. Kötzschke, Zur Geschichte der Heeressteuem in karolingi-
scher Zeit, Histor. Viertel]ahrsschr. Bd. II (1899), 8. 231 ff.
2) A. a. O., 232. Doch weist Kötzschke selbst auf Tierleistungen
von Werdener Höfen in der Helmstedter Gegend hin (8. 233), die mit
der Heerschillingssteuer Zusammenhängen dürften.
3) Gegründet ist das 8. Bonifazstift um 1030. Die Besitzungen
zu Zwiliken gehören zur alten Ausstattung dieser Stiftskirche und sind
vermutlich Dotation eines Halberstädter Bischofs des 11./12. Jahrhun-
derts. Vgl. G. Schmidt in der Einleitung zu UB. 8. Bonifaz und
8. Pauli (1881), 8. IXff.
4) Die Urkunde von 1174 ist Original; vgl. UB. 8. Bonifaz und
8. Pauli No. 3. Das Urbar ist im 14. Jahrhundert niedergeschrieben'
(vgl. G. Schmidt, a. a. O., 8. XXV), sicherlich unter Aufnahme viel
älterer Bestandteile.

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