Legitimatio per subsequens matrimonium.
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recht vor geystliken richte beholden unde scolen des breve
und ingheseghel nemen; so behalden se ore recht vor
allen wertliken richte mit rechte.1)
Der von den Glossen des Sachsenspiegels eingenommene
römisch-kanonistische Standpunkt war aber noch lange kein
allgemeiner.
Das zu Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Gör-
litzer Landrecht weiß von der Legitimation durch nachfol-
gende Ehe nichts. Es kennt nur die legitimatio per rescrip-
tum principis und per rescriptum papae, spricht aber beiden
jede rechtliche Wirkung ab.2)
Das aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stam-
mende Rechtsbuch nach Distinktionen steht grundsätzlich
noch auf dem Standpunkt des Sachsenspiegels, daß die nach-
folgende Ehe nach Land- und Weichbildrecht keine ech-
tigende Kraft habe, zugleich erkennt es aber schon an, daß
die päpstliche und kaiserliche (— römische) Gesetzgebung in
diesem Punkt reformierend eingegriffen habe:
Had eyn man unde wip kinder, dy unrecht zcusam-
mene körnen sin, unde had daz wip sinth zcu der ee ge-
nomen, dy kinder, dy sy vor hatten, dy nemen keyn erbe-
teyl unde bliben unelich zcu lantrechte unde zcu wich-
bilde. Abir zcu bebistlichen geseccze zcweyget sich das
unde euch noch keyserrechte, also vor beschreiben steth
in deme capittele von der geborth.8)
In dem „Kapitel von der Geburt“ nun spricht der Ver-
fasser von der Wirkung der Legitimation durch nachfolgende
Ehe, welche darin besteht, daß die legitimierten Kinder ihre
Eltern, nicht aber auch andere Verwandte beerben können:
') Homeyer, Extravaganten des Sachsenspiegels. Abhandlungen
der Berliner Akademie 1861 8. 240 f. Die bei Kraut, Grandriß zu
Vorlesungen über deutsches Privatrecht. 6. Aufl. (von Frensdorf) § 186
Nr. 4 8.437 als Glosse zu Ssp. I. 37 mitgeteilte Stelle, auf welche auch
Stobbe, Handbuch des deutschen Privatrechtes 3. Aufl. (von Lehmann)
IV. G. 441 Anm. 8, besonders hinweist, ist nach gütiger Mitteilung
Steffenhagens eine Interpolation aus dem Schwabenspiegel in moder-
nisierter Fassung, die sich schon in den Zoblschen Drucken und auch
in Gärtners Ausgabe findet. — *) Kap. 32 § 6 bei Homeyer, Sachsen-
spiegel II. 2, 8. 184 f. — ») Buch 1, Kap. 24, Dist. 8. Ausgabe von
Ortloff, Sammlung deutscher Rechtsquellen. Jena 1836. 8. 57.