Full text: Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts (Jg. 18 = N.F. Jg. 3 (1874))

69

desgleichen Förster § 140 Note 18:
— Ausgeschlossen ist der Besuch von Gästen zum Mittagstisch,
oder zur Befriedigung augenblicklicher Bedürfnisse. Ueberhaupt hat
das Edikt keine Anwendung auf bloße Speisewirthe, Billardzimmer,
Kaffeehäuser, Konditoreien, Bahnhossrestaurateure u. dgl. Harder
in der Zeitschr. f. Civ. R. und Proz. Bd. 18 S. 228.
wogegen Weis a. a. O. S. 304 f. auch die genannten Personen als
Inhaber eines öffentlichen, jedermann zugänglichen Wirthshauses, als
Wirthe betrachtet wissen will, die aus dem Fremdenverkehre, jeder in
seiner Art, gleichmäßig ihre Erwerbsquelle finden, auf die das reisende
Publikum je nach dem Bedürfnisse seiner Reise und den Zwecken des
Aufenthaltes an dem einzelnen Orte in ganz gleicher Weise angewiesen ist.
2. Eine fernere Voraussetzung ist, daß der Wirth als solcher,
also in Ausübung seines Wirthschaftsbetriebes, den Fremden ausgenom-
men hat.
Lauterbach 1. c. Nr. 24: Requiritur, quod Caupones,
Nautae et Stabularii, qua tales, et tanquam Caupones, Nau-
tae ac Stabularii aliquid receperint. Si enim extra cauponae,
navis vel stabuli exercitium et negotium aliquid receperunt,
illud ita salvum fore non promisisse censentur, neque ex
hoc Edicto atque hac Actione de Recepto sed ordinariis
actionibus tenentur, depositi scii, et locati.-— Item
si nundinarum tempore caupo tabernam vel cameram, ein
Gewölb oder Laden, quam sub aedibus, in quibus cauponam
exercet, habet, mercatori, ut ibi merces suas venum expo-
neret, certa mercede locaret, non actio de recepto, sed actio
locati conducti competeret. . .
Glück S. 124, 125: Die strenge Verbindlichkeit ex recepto
trifft nun aber bloß diejenigen, welche Profession davon machen,
Reisende und deren Sachen aufzunehmen und solche auch in dieser
Qualität, als Gastwirthe, ausgenommen haben. Sie findet also-

zu § 1150 Nr. 3: Cs ist mindestens zweifelhaft, ob Personen, die nur für
kurze Zeit in der Schenkstube einer Tavernenwirthschaft kommen, dort etwas
genießen und dann sich wieder entfernen, denjenigen Reisenden oder Gästen
beizuzählen seien, für deren Effecten den Wirth die in 8 1150 bezeichnete
außerordentliche Verantwortlichkeit trifft. Der Gesetzgeber hat nämlich, wie
sich aus dem Ausdruck „Gasthof «.Taverne)" und Bluntschli's Commentar
zu 8 1149 ergibt, absichtlich diese strenge Haft nicht auf Speisewirthe, Wein-
schenken u. dgl. ausgedehnt, weil bei dem rasch wechselnden Verkehr in de»
Wirthschaften dieser Art dem Wirthe eine Beaufsichtigung der Effecten der
Gäste nicht zugemuthet werden dürfe. Zwischen den bloß vorübergehend das
Gast- oder Schenkzimmer einer Tavernenwirthschaft Besuchenden und dem
Wirthe besteht aber ganz das gleiche Verhältniß, wie zwischen einem gewöhn-
lichen Weinschenk und seinen Gästen.

Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer