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Wilda:
men an ihren Rechten waren. So bestimmten die frankenbergischen
Gewohnheiten, daß ein jeder Schöffe sollte ,,von unbcrüchtigtcn from-
men Aldern syn, beyderteil eelich geboren, kein Mantelkind und
selbes frommeJ2)." In Venedig, dessen wir schon einmal gedacht
haben, konnte kein Legitimirter Senatsmitglied werden Eben
so waren sie durch die Kammcrgerichtsordnung, welche nur Männer
von ,, rechter, natürlicher, ehelicher Geburt" zu d en A ss eff erat-S teilen
admittirt wissen wollte, unfähig zu den höchsten Richterstellen im
ReicheJ4). Vor Allem zeigte aber die Ausschließung von Corpora-
tioncn^), und insbesondere auch von den Handwerksinnungen,
welcher erst durch ein Reichsgesetz begegnet werden mußte, wie tief
die Ansicht im Volke begründet war, daß der Flecken der unehelichen
Gebnrt auch nicht durch die nachfolgende Ehe der Eltern getilgt wer-
den könne. Eine, die Wahrheit der Geschichte durchaus verkennende
und verleugnende Behauptung ist es mithin, ,,daß die oommunir;
opinio zu Gunsten der Mantelkinder — wie sie sich im 16. Jahrh.
constituirt hatte — ,,der Abdruck einer sich in dem deutschen Volks-
leben manifeftirenden Humanität," oder ,,einer in das Element des
Denkens durchgedrungenen Gefühlsbestimmung warI0)." Dem ka-
nonischen Recht, welches vorzugsweise das Wohl der aus einer nner-
12) Emmerich, Sammlung srankcnbergischcr Gewohnheiten, undSchminke,
Monum. Massiac. II. p. GH 1.
13) Non eniin illegitime na Li admittuntur ad consilium , licet per subse-
quens matrimonium legitimali. Fulgosus, Cons. C2. n. 3. Palaeot-
lus, de nothis c. 01. n. q.
14) S. Lyncker, Analect. ad Struv. p. 69. Lauterbach, de Le-
gitim. p. s. matr. §. 29. Heincccius, Praelect. Instit. p. 105.
Pütt er, introd, in rem. iudiciar. imp. II. c. 1. seet. 1. §. 564 not. c.
Ri c c ius, v. Lands. Adel, II. c. 2 >>.290. de Ludolf, colloq. p. 90.
Dreyer, a. a. O., S. 273. Malblank, Eint, in d. deutsche Ge-
richts- und Eanzeleivers. 1. S. 158. A. M. freilich Leyser, med. spec.
298 med. 6.
15) So wie in dem Salzrechte der Stadt Werl (von Steiner westphä'l.
Gesch. Bd. 30. S. 1213) bestimmt war: daß wenn ein Salzer eine Per-
son heirathet, die von ihm oder einem andern ein unehelich Kind ge-
habt, alle diese Kinder von der Frauen geboren, nichts in dem Salz-
werk erben sollen. So schließt noch 1712 das Statut für die (schwäbisch-)
Haller Erbsiedereorporalion ,,alle unehelichen Kinder, selbst wenn sie legi-
timirt sind," aus.
16) Diorthose, H. 2. S. 109.