Full text: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 19 (1859))

Dove:

372

Er hat, wie demnächst gezeigt werden soll, keinerlei All-
klagebeweis zn erbringen; das bloße Wort des vereideten Send-
zeugen legt vielmehr dem Gerügten die Pflicht auf, zu antworten
und seinerseits dem Vorwurfe zu begegnen.
Der erste mögliche Fall ist nun, daß der Gerügte über-
haupt nicht im Sende erschienen ist. Dann ist er, wenn
er nicht etwa demnächst ächte Noth (gravis necessitas, Regino) dar-
thut, schon wegen dieser Versäumniß seiner Sendpflicht bußfällig9fr),
beziehungsweise greift gegen' ihn das später zu erörternde Unge-
horsamsverfahren Platz, wie gegen Denjenigen, welcher dem Urtheil
Genüge zu leisten verweigert.
Der zweite Fall ist: der Beschuldigte gesteht sein Ver-
gehen ein. Dann empfängt er die Buße durch den Sendrichter
nach Vorschrift der im Sendgerichte zur Anwendung kommenden
Bußsatzungen.
Der dritte Fall endlich ist der, daß der erschienene Be-
schuldigte leugnet. Dann hat er die Pflicht der Entschul-
digung; er muß den Beweis seiner Unschuld führen oder die
Buße übernehmen 97).
Wir stellen im Folgenden eine Reihe von Stellen zusammen,
aus welchen übereinstimmend hervorgeht, daß der bloße Wider-
spruch gegen die Anschuldigung die Voraussetzung der Reinigmrg
im Sende bildet:
Regino II, 73. Ex Concilio Moguntiacensi: 8i maritus
uxorem aut uxor maritum interfecerit, aequum iudicium sit super
eos ... Idcirco uterque eorum in huiuscemodi criminis accusatione,
si negaverit, pari indicio examinetur.
Cone. Mogunt. a. 847 c. 24: Qui presbyterum occidit, duo-
decim annorum ei poenitentia secundum statuta priorum imponatur,
aut si negaverit, si liber est, cum duodecim iuret, si autem servus,
per duodecim vomeres ferventes se purget y convictus vero noxae
usque ad ultimum tempus militiae cingulum deponat, et uxorem
amittat.

96) S.R. der Mainrvenden: Qui a sacerdote in ecclesia bannitus fuerit ad
placitum episcopi site archipresbyteri et venire contempserit, canonici»
induciis sacerdos eum pro huiusmodi praevaricatione et negligentia
ad poenitudinem invitet.
97) Hildenbrand a. a. O. S. 102.

Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer