Full text: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 6 (1841))

352 Oeffentlichkeit und Mündlichkeit
Stätten, wo sie um anderer Sachen willen Pflegen zu richten, hal-
ten mögen. Bemerkenswerth ist der Beweggrund, welcher hier dem
Gericht in den Mund gelegt wird: „wie bisher bey ine gewonheit
„gewesen sey, Wann vnd also oft in vbeltettig leütt zu straffen vnd
„ober Sy nach des Reichs Rechten zu richten gebürt Hab, So haben
„Sy solich's auf irem Marckt vnder den Wolken tun müssen, Das
„ine ye zu zeitten vngewitter vnd annderer fachen halb zu uerhinde-
„rung kommen vnd dardurch das vbel zuftraffen offt vertzogen wor-
den sey rc." n)
Die Stadt Calw erhielt im Jahr 1522 von der östreichischen
Regierung (Statthalter und Rathen zu Württemberg) Erlanbniß,
die peinlichen Gerichte fürohin auf dem Rathhause in der großen
Stube zu halten, nachdem ihr schon im I.1454 die Errichtung eines
Rath- und Kaufhauses von Graf Ludwig gestattet worden war 18).
Noch im 17. Jahrhundert wurden solche Befreiungen nöthig
gefunden, z. B. in dem reichsritterschaftlichen Orte Donzdorf^),
wo es bis dahin „gebräuchig gewesen, den Sitz des peinlichen Ge-
richts unter freiem Himmel zu halten, solches aber zu Winters-
„und Ungewitters-Zeiten und sonderlich alt betagten Persohnen, da-
„mit die Gericht mehrentheils jederzeit besetzet, zum höchsten be-
schwerlich, neben dem es auch etwas der Sachen Verzug und merk-

17) Hds. Das Waldgericht in der Aach (Dornstetten) ergriff bei übler
Witterung oder sonstigen Störungen das Auskunftinittel, die Ge-
richtssitzung in die Kirche zu verlegen. Weisthum v. 1428. „Item
es ist onch Recht, inn dißem Waldtgericht, wer es, das denn Lut-
ten, vff die gericht inn der Ahr, nit gericht möcht werden, So
haut ein Amptman wohl zngepietten ein Llffterding am Neundten
tag «auch dem, alls man in der Ahr gericht gehept hett, gehn
Dornstetten an dem Kreben, da sollent die zwölff Richter gehor-
samb sin, Recht zu sprechen; were onch sach, das man vor Vnfrid,
oder Vnwetter, inn dem Kreben nit bliben möcht, so ist das Ge-
richt so starckh an im selbs, ehe das vnderweegen belibe, So soll
man das gencht ziehen vnder die Glockhschnur, vnnd sott da
richten, vns das jedermann gnueg gericht wurd."
18) Meine Sammlung altwürtt. Statntarrecht. I. S. 592.
19) S. Lehenbrief für Maria Johanna v. Werthnau über den Blut-
bann zu Donzdorf v. 18. Febr. 1683 bei Lünig corp. juris feud.
Thl. 1. ©. 1278.

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