Full text: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 6 (1841))

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Reyscher:

von dem „Ansidel" künftig werden ausgeschlossen werden. Doch
möchte in dieser Hinsicht auf den von Boftel 56), Eichhorn und
Andern angeführten Verzicht v. I. 1226 (nicht 1227) kein gar
großes Gewicht zu legen sein. In dieser Urkunde verzichtet Graf
Simon von Saarbrück Namens seiner Gemahlin, geb. von Loth-
ringen, zu Gunsten ihres Bruders Mathäus, Herzogs von Loth-
ringen, auf die väterliche und mütterliche Erbschaft, mit dem Beisaze:
„si quod habebat“ 57). Dieser Beisatz beweist für die Kautel-Ei-
genschaft der Tochter-Verzichte schon darum nichts, weil der Ver-
zicht, worin er gemacht ist, nicht auf eine künftig anfallende, sondern
eine bereits angefallene Erbschaft sich bezieht, wobei es ungewiß ist,
ob nicht die Verzichtende von dieser bei ihrer früheren Verheirathung
bereits abgeschichtet war, also keine Rechte mehr hatte. Auch
hatte die Mutter der Renunciantin in ihrem nicht lange zuvor (im
Iunp 1226) gefertigten Testamente ihre Töchter ebenso, wie ihre
Söhne als ihre Erben genannt und am Schluffe gesagt: Filiae vero
meae tale jus in haereditate habeant, quale debent 58). Und wenn
gleich auch diese Stelle sich unbestimmt ausdrückt, so erklärt sich

56) De origine renunciationum filiarum illustrium, Gissae 1746 Anhang
p. 2.
57) Die Urkunde, nur auszugsweise angeführt bei Bostel 1. c. ist ab-
gedruckt bei Calmet histoire de Lorraine (Ausg. von 1728) (preu-
ves p. 438. Die Worte des Verzichts lauten so: quod ego omne
jus quod uxor mea, soror venerabilis domini Mathaei Ducis Loth.
et March, in haereditate tam ex parte patris quam ex parte ma-
tris sibi provenieute habebat, si quod habebat, de consensu ipsius
uxoris jam dictae, eidem nobili Duci praenominato plenius ac-
quictavi et idem jus reliqui supra suam voluntatem libere et qui-
ete. Das Wort „si“ oder .,wenn" ist unter Umständen auch nicht
bedingungsweise zu nehmen, sondern für „weil" oder „da". S. Fer-
tigung um die Herrschaft Schalzburg zwischen Zollern und Würt-
temberg vom Zahre 1405. „vnd besunder die egenant frow Verena
Gräfin von Zoler geborn von Kybnrg (verzichtet) mit zopf vnd
mit Brust vnd mit ir hant vnd mit des egenanten irs vogtz hant
wan es ir Hainstür vnd ir Morgengab anrürti:" Meine Samm-
lung württ. Statutar. Rechte B. I. S. l«5. In obigem Falle scheint
es aber einen wirklichen Zweifel auszudrücken, da proveniente
vorausgeht.
58) Calmet 1. c. p. 439.

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