Full text: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 9 (1845))

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Hille bra nd:
ist nach römischem Recht auch gewiß richtig, nicht aber, wie ich
glaube, nach ursprünglich deutschem Gebrauch, indem nach vorhan-
denen Landrechten, Statuten und Weisthümern 27) vieler und zwar
ganz entgegengesetzter Landschaften der Begriff von fahrender Habe,
gemäß dem Nechtssprüchwort „was die Fackel verzehret, ist Fahr-
niß" erweitert wird. Der Zusammenhang des Ueberhangsrechtes
mit dem allgemeinen, oben angeführten Princip, wonach in der
Gewere von Immobilien auch die der darauf befindlichen Mobilien
enthalten sein soll, wird aber gerade durch den Umstand noch ganz
besonders bestätigt, daß jenes Recht und dieParömie: was die Fa-
ckel verzehrt, sei Fahrniß, meist in denselben Gegenden Vorkommen,
demnach in der Regel dort, wo das Recht des Ueberhangs galt,
solcher auch als bewegliche Sache betrachtet wurde, so vornehmlich
nach dem Sachsenspiegel28) unb den mit ihm verwandten Rechts-
büchern, in Jütland 29), nach Statuten aus der .Schweiz 30),
ebenso auch nach hessichen Gewohnheiten 3l), wie z. B. unter

27) Wie z. B. aus Dänemark, der Schweiz, aus Hessen, Sach-
%
sen, Belgien (Mögen Diss. de aedificiis st arboribus radica-
tis jure germanico. Giess. 1759, p. 29), Ba ierN (Senckenberg
corp. jur. feud. germ. XII. c. 223. p. 276), Thüringen (Walch
a. a. O. II. 29). Ueber die Anwendung der Parömi« in den vier
zuerst genannten Ländern siehe die folgenden Noten.
28) Sachsenspiegel IH. 76 §. 2. . .. undö stirft denne dat wif, die
man behalt al des vvives recht in der varender have sunder dat
gebn unde sunder die rade II. 53: svat die man buwet uppe vre-
medem gude dar he tins af gevet, dat mut he wol afbrelien of he
dannen veret unde sin er ve na sime dode, ane den tun vore hin-
dene unde dat hus unde den mes, dat sal die herre losen na
der bure höre. Ne dat he nicht, he’s vort dat enc mit dem an-
deren wech; womit die oben Note 2. angeführten Stellen desselben
Rechtsbuches über das Ueberhangsrecht zu vergkeichey sind.
29) Im jütischen Lowbuch I. 6. wird der Begriff der fahrenden
Habe in der im Text dargestellten Ausdehnung genommen, in I.
53. dann das Ueberhangsrecht anerkannt.
rv) Vrgl. Bluntschli Staats- und Rechtsgeschichte Bd. I. S. rer.
mit II. S. ivi.
' fl) Vgl. Senckenberg de jur. priv. Hass. p. 59. mit Kvpp Handb«
des Hess. Rechtes Th. I. S. 465.

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