Volltext: Zeitschrift für deutsches Recht und deutsche Rechtswissenschaft (Bd. 15 (1855))

Die Ehrverletzung nach deutschem Rechte. 3t5
of it scelden wort sin ane wetenlike drotiwort; die vol-
gen gerichte na 52).
In der That beschäftigen sich die magdeburgischen Rechte
in der Regel nur mit der Injurie vor Gericht, und auch mit die-
ser nur sehr kurzö3). Dagegen geht das Soester Recht schon
weiter, indem es zwar ausdrückliche Bestimmungen nur über die
vor Gericht ausgestoßenen Schmähungen enthält, daneben aber alle
ehrenrührigen Worte überhaupt zur Bestrafung an den Rath weist").
Abermals weiter gehen die Rechte von Hamburg und Lübeck.
Die Mehrzahl ihrer hierher gehörigen Bestimmungen betrifft aller-
dings gleichfalls die vor der Obrigkeit ausgestoßenen Schmähun-
gen. Allein sie beschränken sich hierauf nicht. Schon die Hamb.
Stat. 1270 IX. 2, 3 sagen allgemein, wer den Andern mit bö-
sen Worten verachte, müsse 12 Schill, an den Rath und Kläger
bessern; und IX. 16, wer hinter dem Rücken eines Andern Ehren-
rühriges rede und es vor Gericht nicht zurücknehme, müsse es bes-
sern öS). Die Stat. 1292 fügen aber zwei weitere Fälle hinzu:
wer einen andern Dieb oder dgl. heißt und die Wahrheit nicht be-
weisen kann, soll mit 3 Pfunden dem Richter und dem Kläger bes-
sern 66); — und wenn eine leichtfertige berüchtigte Frauensperson
einer ehrlichen Jungfrau, Wittwe oder Ehefrau mit unzüchtigen
Worten gegen ihre Ehre oder gutes Gerüchte spreche,
der schal men bi deme kake henghen up eren hals twe
stene de darto denet, unde schal van den vronen openbare
darmede dorch de stad gheleth werden, unde de vronen
scholen er mit hörnen vor unde na blazen, unde ze also er
to hone unde smaheit ut der stad dore bringhen, unde ze
schal de stat vorsweren. Id en were, dat de rad dorch
sake willen ze begnaden wolde 57).
52) (v. Daniels) Art. 114. vgl. Kil. König Pract. c. 58- 138. n. 6.
B er lieh Concl. 61. n. 12 sq.
53) Zu Ende des 15. Jahrh. sind jedoch Widerruf und Ehrenerklärung im
Brandenburgifchen anerkannte Praxis. Rechtsspruchregister bei Rau-
mer C. dipl. Brandenb. II. 105 sq.
54) Art.92.93.101 (Seibertz II. 397). Vgl. Medebach. Stadtr. Art.
54 (eb. 386).
55) Vgl. Lüb. R. 0. Brok. I. 144. II. 294. 334- III 162.
56) Vgl. Lüb. R. C. Brok. I. 36. II. 238- III. 229. 318-
57) 1292- M. 27. 1497. M. 2.
Zeitschrift für deutsches Recht. 15. Bd. 3. H. 25

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