Von den unechten Kindern.
des Papstes Leo vom I. 458 oder 459 wird gleichst« als sich
von selbst verstehend, oder doch als Regel angenommen, daß die
concubinae, mit welchem römischen Worte man die verschiedenen
deutschen Benennungen übertrug, eigene Weiber sein*), wiewohl
es in den verschiedenen germanischen Ländern an Beispielen nicht
fehlte, daß auch freigeborne Weiber sich zu einem solchen Verhält-
nisse hergaben. Ein geschichtlich bekanntes Beispiel ist dir Nichil-
dis, die Schwester eines Grafen Bo so, welche die Beischläferin
Carl des Kahlen wurde5), und die dieser dann zu seiner Ehefrau
erhob b); hierher gehört aus den nordischen Sagen z. B.: Hrod-
ny, die Mutter von Rials viertem Sohn 7).
Die Kebsweiber, und zwar unfreie wie freie, erlangten, wie
zahlreiche Erzählungen, besonders in den nordischen Sagen zeigen,
nicht selten einen großen Einfluß im Hause; es wurde ihnen tat-
sächlich wohl die Stellung einer Hausherrick zu Theil, und dadurch
die Eifersucht und der Haß der rechten Ehefrauen gegen diese ihre
Nebenbuhlerinen erweckt. Aber irgend welche Rechte gab ein sol-
ches Kebsweiberthum nicht. War die Concubine eine Unfreie, so
ergab sich dieß schon aus ihrem Stand; aber auch die freie Geburt
änderte in dieser Beziehung nichts. Die Liebste konnte keinen
bestimmten Wirkungskreis im Hause in Anspruch nehmen, wie die
rechte Ehefrau, die dem Manne als Herrin des Hauses „zu Schloß
gesetzt. Grimm a. a. O. und Weinhold in seinem schönen Buche von
den deutschen Frauen im Mittelalter S. 284 ff.
4) cf. Begino de synod. causis (ed. Wasserschieben) II. c. 181: Non
omnis mulier viro conjuncta uxor viri est, quia non omnis filius
heres patris. Itaque aliud est uxor aliud concubina, sicut aliud
ancilla, aliud libera. Ancillam itaque a thoro abjicere, et uxorem
certae ingenuitatis accipere non duplicatio est conjugii, sed profe-
ctus honestatis.
5) Hincmari Remen. Ann. a 869: (Pertz, Mon. II. p. 487)*soro-
rem ipsius Bosonis nomine Bichildem mox sibi adduci fecit et in
concubinam accepit.
6) Ebendas, a. 870: praedictam concubinam suam Bichildem despon-
satam atque dotatam in conjugem accepit.
7) Nials c. 25: Hauskoldr bet hin IV son Nials. hann var laungetinn
moder hans var Hrodny ok var Hauskolds dottir, systir Ingialld*
fra Kelldum. , f