Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (8 (1918))

9.3. Jus patronatus

Miszellen.

221

[Ius patronatus«] Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle darauf
hingewiesen, daß echte Urkunden mit Erwähnung des Kirchenpatronates
erst seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts Vorkommen, früher da-
tierte Urkunden, in denen von kirchlichem ius patronatus die Rede ist,
z. B. die von Wahrmund beigebrachten Belege aus den Jahren 1076
bis 1158, gefälscht oder interpoliert sind.1) Das bezeugt auch der zweite
Band von Hauthalers Salzburger Urkundenbuch2), den ich dieses
Frühjahr im Felde durchging.
Eine Urkunde, angeblich vom 24. November 1087, die Kirche des
h. Georg zu Projern betreffend3), stellt nach den Forschungen von
Jaksch und Martin eine durch Interpolation erweiterte Erneuerung
eines Weiheaktes Erzbischof Gebharts dar, und zwar ist gerade auch
die auf das Patronatrecht bezügliche Stelle ,,hanc inquam exemptionem
fecit, ut ipsi et posteri sui deinceps ius habeant patronatus ac
presentandi sacerdotem in eadem ecclesia " erst um 1200 eingeschoben
worden.
Eine weitere Urkunde, die am 26. Dezember 1136 ausgestellt sein
will4), erwähnt die Kapelle ,,apud sanctum Martinum in Chrapfelt qu$
ad ipsum episcopum iure patronatus pertinebat" und das ,,ius patro-
natus ... in ... capellis sanct$ Margaret^ in Otmaniach et sancti
Stephani in Grauenstein et sancti Martini in Osterwiz", das ,,legitima
donatione patronorum" dem Gurker Domkapitel gehöre. Indes auch
diese Urkunde ist unecht und nach Jaksch, dem Martin folgt, erst
um 1216 von dem Gurker Notar Gebeno gefälscht worden. Bemerkens-
wert ist hierbei, daß die diesem als Vorlage dienende angebliche Urkunde
Erzbischof Eberhards von 1163, in Wirklichkeit eine etwa 1192 ent-
standene Fälschung5), bei den genannten Kirchen noch nicht vom Patro-
natrecht redet: ,,tam amministrationem quam ordinationem quarundam,
. . . cappellarum, quarum sunt hec nomina: . .. cappella sancti Ste-
phani in Grauenstein, cappella sancte Margarete in Otmaniach, cappella
sancti Martini in Chraphelt; insuper etiam cappellam sancti Martini in
Ozterwiz" erhalten nach dieser etwas älteren Fälschung die Gurker
Domherren; die Bezeichnung ius patronatus ist also hier vermieden;
nur von ,,ius fundatoris et patrocinium" an der Kapelle 8. Georgen,
,,que iure fundi ipsis attinet", ist einmal die Rede.
In echten Salzburger Urkunden begegnet das Kirchenpatronat-
recht ungefähr seit 11976); denn in den beiden Urkunden von 1158,

1) Johann Dorn, Ius patronatus, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für
Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung VI, 1916, 891—395.
2) Salzburger Urkundenbuch, II. Urkunden von 790—1199. Ge-
sammelt und bearbeitet von Willibald Hauthaler und Franz Martin.
Salzburg 1916.
3) A. a. O. 180f. Nr. 112.
4) A. a. O. 255—257 Nr. 172.
5) A. a. O. 522f. Nr. 374.
6) Abgesehen von dem päpstlichen Kommissorium a. a. O. 745 Nr. 86
und der dadurch veranlagten Entscheidung Nr. 87 zuerst S. 693 Nr. 514.

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