Full text: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte / Kanonistische Abteilung (9 (1919))

Die Versetzbarkeit der Geistlichen usw.

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Man hat also im 16. Jahrhundert, wie nicht nur die
Kirchenordnungen zeigen, sondern auch die theologischen
Autoritäten bezeugen, die Versetzung als Strafe angewandt,
und es war quaestio facti, wann auf dimissio oder depositio
oder translocatio zu erkennen war. Da also die Strafver-
setzung den theologischen Autoritäten nur als eine Unterart
—- eine mildere Art der dimissio erschien, mußte auf diese
eingegangen werden, um wenigstens durch einige Beispiele
die Sach- und Rechtslage zu illustrieren.1)

II. Die Versetzbarkeit der Geistlichen.
Die Zulässigkeit der Versetzbarkeit wurde zunächst
jure divino bestritten. Paul Tarnow2) hält zwar die
Frage: an licet quando migrare nicht für kontrovers, wohl
aber die andere: quando id ipsum liceat, cur unde scire
possumus, divinam esse alio vocationem. Und da sagt er:
Secundum illud — sc. jus divinum, nemini legitime vocato et
fideliter in vocatione versanti concessum esse statuimus,
dum neutra conditionum requisitarum Ecclesiae, cui inservit,
deest.3) Für diese Ansicht führt er drei Gründe: testimonia
x) Vgl. noch das Bedenken der Rostocker Theologenfakultät „auf
etliche Calvinische Religionsspaltungen, durch einen Superintendenten
an seinem Orte erreget, geschrieben an den Rath und Gemeine da-
selbst“ Dedeken vol. I pars I lib. 3 sectio 6 nr. 7 8. 360ff. vom 18. März
1579; das Bedenken derselben Fakultät „über eines Procuratoren zu V.
mit dem Ministerio daselbst erregten Streit wegen des Heil. Abend-
mahles und insonderheit, wie mit einem solchen und dergleichen zu
verfahren“ eod. nr. 9 8. 3668. vom 13. Oktober 1581 und in gleicher
Sache eod. nr. 10 8. 367 f. vom 4. Dezember 1581; das Bedenken der
Jenenser Theologenfakultät über die Frage: „wie eine Obrigkeit mit
ihrem Prediger, der sich unrichtig und zwar gar Calvinisch in seiner
Lehr vernehmen lassen“ vom 16. Juni 1591 eod. nr. 8 8. 365 f.
2) In seiner Disputatio de ministrorum verbi ordinatione bei
Dedeken 1. c. vol. I pars III lib. 1 membr. 2 sectio 9 nr. 10 8. 788f.
*) „Obiter autem notandum haec de ecclesia adulta et bene con-
stituta esse accipienda: diversa videtur ratio nascentis aut non satis
in omnibus ordinatae.“ Er geht auch nur von einem pastor ecclesiae
aus, qui legitime creatus, ordinatus aut introductus est absque his ipsis
indiciis, si iste, cui praeest, ecclesiae suam operam semel addixisse
testatus est.

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